Digitale Lösungen Über die Akuttherapie hinaus qualifiziert informiert bleiben

Autor: Dr. Judith Besseling

Auf der Plattform findet man einen Podcast, Erklärvideos und kurze Texte, die alles rund um das Thema Brustkrebs erläutern. Auf der Plattform findet man einen Podcast, Erklärvideos und kurze Texte, die alles rund um das Thema Brustkrebs erläutern. © iStock/shapecharge; PINK gegen Brustkrebs GmbH

Seit 2019 hält uns die SARS-CoV2-Pandemie fest im Griff. In vielen Bereichen hieß es daraufhin Entschleunigung – auch im Gesundheitswesen. Kreativität war gefragt, um die Patient:innenbetreuung trotz Kontaktbeschränkungen erfolgreich weiterführen zu können. In dieser Zeit ist auch das ärztlich geführte Portal PINK! für Frauen mit Brustkrebs entstanden. Gründerin Prof. Dr. Pia Wülfing war zu Gast im Podcast O-Ton Onkologie.

Eine Möglichkeit, sich neutral zu informieren, Halt zu finden und selbst die Sache in die Hand zu nehmen: So beschreibt Prof. Dr. Pia Wülfing die von ihr gegründete Online-Plattform „PINK! – Aktiv gegen Brustkrebs“. Das Angebot soll Brustkrebspatientinnen helfen, auch nach der Akuttherapie ausreichend qualifizierte Informationen in Bezug auf ihre Erkrankung zu finden.

„Das Gesundheitssystem bietet nicht die Ressourcen und wir Ärzt:innen in den Kliniken und Praxen haben nicht ausreichend Zeit, um jede einzelne Patientin an die Hand zu nehmen. Aber das kann man gut digital abbilden“, erläutert die Gynäkologin im Gespräch mit unseren Kolleginnen von JOURNAL ONKOLOGIE. Oft müsse man in Patientinnengesprächen viel Zeit aufwenden, um Ängste auszuräumen, die durch Falschinformationen aus der eigenen Internet­recherche geschürt wurden. Gibt man den Betroffenen direkt den Hinweis auf die Online-Plattform, könne man somit nicht nur Zeit sparen, sondern auch Sicherheit vermitteln.

Von Webseite über App bis hin zum Onlinekurs

Momentan bestehen drei Möglichkeiten, PINK! zu nutzen:

  • Die frei zugängliche Webseite, die medizinische, psychologische und organisatorische Informationen zum Thema Brustkrebs bietet.
  • Eine als Medizinprodukt zertifizierte App, die täglich pseudo-individualisierte Ziele aus den Bereichen Bewegung, Ernährung und Achtsamkeit vorschlägt.
  • Ein als Medizinprodukt zertifizierter Psychoonkologie-Kurs, der über vier bis acht Wochen am Computer oder Tablet absolviert wird.

Prof. Wülfing hat das Angebot als One-Woman-Show initiiert, arbeitet nun aber bereits mit einem Team von zwölf Mitarbeitenden an dem Projekt. Die Bandbreite reicht dabei von einer Juristin bis hin zur ehemaligen Angestellten aus der Gaming Industrie. Das ist auch gut so, betont die engagierte Ärztin, denn die Aufgaben, die so eine Online-Plattform mit sich bringt, reichen von Regulatorik über Programmierung bis hin zu Informationssicherheit. „Das sind alles Dinge, mit denen man als Mediziner:in nichts zu tun hat, die man auch so ein bisschen fürchtet“, gibt Prof. Wülfing mit einem Lachen zu.

Selbst wenn die SARS-CoV2-Pandemie nicht der ausschlaggebende Faktor für sie war, PINK! zu gründen, habe der Lockdown doch positive Effekte für sie gehabt. So seien mittlerweile auch ältere Personen fast alle mit einem Smartphone ausgestattet – bei einem Altersdurchschnitt der Brustkrebspatientinnen von 50–70 Jahren war das vorher nicht immer der Fall. Nun können sie von allen PINK!-Komponenten inklusive App profitieren.

Auf Erfolgskurs

Für die Gründung ihrer Plattform wurde Prof. Wülfing 2021 vom Magazin „Focus“ zu einer von 100 bemerkenswerten Frauen gekürt. Außerdem belegte sie mit PINK! den zweiten Platz beim digitalen Gesundheitspreis 2022 von Novartis und beim Health-i-Award 2021 (Kategorie Start-up), der vom Handelsblatt und der Techniker Krankenkasse vergeben wird.

Zulassung als DiGA ist gerade erfolgt

Die App wurde aktuell als digitale Gesundheitsanwendung zugelassen, sodass die Kosten nun für alle Patientinnen von den Krankenkassen erstattet werden können. Mediziner:innen aller Fachrichtungen sowie Psychotherapeut:innen dürfen ihren Brustkrebs­patientinnen während und nach der Therapie die Nutzung der App verordnen. „Auf unserer Webseite können Kolleg:innen außerdem kostenfrei Testzugänge beantragen“, ergänzt Prof. Wülfing.

Medical-Tribune-Bericht