Überschätzter Bluthusten: Lungenkrebs präsentiert sich anders als früher
13,3 % beträgt nach der Diagnose eines Lungenkarzinoms die Wahrscheinlichkeit, die nächsten fünf Jahre zu überleben. Umso wichtiger ist die frühe Diagnose, schreiben Sarah Chowienczyk von der Universität Exeter und Kollegen. Sie haben auf Basis von Patientendaten britischer Allgemeinärzte und Krebsregistern analysiert, mit welchen Indexsymptomen sich die Patienten beim Hausarzt vorstellen. Und ob sich diese in den letzten zwei Jahrzehnten verändert haben.
Husten und Atemnot in den Fokus rücken
Hämoptyse führte nur 6 % der Lungenkrebspatienten im Jahr 2000 in die Praxen. Bis 2017 sank der Anteil dieser Patienten auf 2 %. Dennoch wird blutiger Husten in den Lehrbüchern immer noch als Kardinalkennzeichen des Lungen-Ca geführt. Spätestens jetzt sollte das überdacht werden, betonen Dr. Chowienczyk und ihre Kollegen.
Die Bedeutung von nicht-blutigem Husten und Dyspnoe würden dagegen bisher eher heruntergespielt. Auch das bedürfe dringend einer Aktualisierung. Denn der Anteil von Tumorkranken mit dem Primärsymptom Dyspnoe hat von 13 % auf 22 % zugenommen. Husten führt dagegen 23 % der Betroffenen zuerst zum Arzt. Müdigkeit (2 %), Gewichtsverlust (2 %), Brustschmerz (6 %), Appetitverlust (0 %) lassen dagegen immer seltener die Alarmglocken klingeln.
All das, schreiben die Autoren, sollte in Ausbildung und Informationskampagnen einfließen. Für Kliniker ist wichtig: Hämoptyse bleibt zwar ein wichtiges Symptom eines Lungenkarzinoms, in den Anfangsstadien tritt es aber eher selten auf.
Quelle: Chowienczyk S et al. Br J Gen Pract 2020; 27; 70: e193-e199; DOI: 10.3399/bjgp20X708137