Lokal begrenztes Prostatakarzinom Überwachung reicht aus
Zwischen 1999 und 2009 schlossen Prof. Dr. Freddie Hamdy von der Universität Oxford und weitere Forschende 1.643 Männer mit einem klinisch auf die Prostata begrenzten Karzinom, das durch einen erhöhten PSA-Wert aufgefallen war, in die ProtecT-Studie ein. Gemäß Randomisierung absolvierte etwa ein Drittel von ihnen lediglich ein aktives Monitoring mit regelmäßigen PSA-Kontrollen, ein Drittel unterzog sich einer Prostatektomie und ein Drittel absolvierte eine Strahlentherapie.
Von 1.610 Männern (98 %) lagen nach einer medianen Nachbeobachtungszeit Daten zur Überlebensprognose vor. In rund 77 % der Fälle handelte es sich um Niedrigrisiko-Tumoren. Insgesamt waren 45 Patienten (2,7 %) infolge der Tumorerkrankung gestorben: 17 (3,1 %) der aktiv überwachten, 12 (2,2 %) der operierten und 16 (2,9 %) der bestrahlten Männer. Diese Unterschiede waren statistisch nicht signifikant. Auch im Hinblick auf Todesfälle aufgrund jeglicher Ursache – insgesamt 356 Studienteilnehmer (21,7 %) waren verstorben – unterschieden sich die drei Behandlungsarme nicht wesentlich.
Häufigere Metastasen, aber keine erhöhte Mortalität
Die aktiv überwachten Patienten entwickelten zwar im Vergleich zu den radikal operativ bzw. strahlentherapeutisch behandelten Patienten signifikant häufiger Metastasen oder einen Krankheitsprogress und benötigten signifikant häufiger eine Langzeit-Androgenentzugstherapie, diese Nachteile schlugen sich jedoch nicht in einer schlechteren Überlebensprognose nieder, berichten Prof. Hamdy und Kollegen.
Beim lokal begrenzten Prostatakarzinom schadet eine frühzeitige, sehr aggressive Tumortherapie angesichts der damit verbundenen potenziellen Nebenwirkungen für die Blasen-, Darm- und Sexualfunktion vermutlich mehr als sie nutzt, meinen die Forschenden. Mit Spannung erwarten sie die Auswertung der Studiendaten nach 20 und mehr Nachbeobachtungsjahren.
Quelle: Hamdy FC et al. N Engl J Med 2023; DOI: 10.1056/NEJMoa2214122