Polymyalgia rheumatica Ultraschall-Screening auf Vaskulitis macht Sinn

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Rheumazentren, die die nötige apparative Ausstattung und Expertise haben, sollten solche offenen Fragen in prospektiven Studien klären. Rheumazentren, die die nötige apparative Ausstattung und Expertise haben, sollten solche offenen Fragen in prospektiven Studien klären. © tashatuvango – stock.adobe.com

Fast jeder vierte Patient mit einer Polymyalgia rheumatica weist eine subklinische Riesenzellarteriitis auf. Mit Sonografie lässt sich die Vaskulitis gut nachweisen. Darum sollten eigentlich alle PMR-Patienten ein Ultraschall-Screening auf eine vaskuläre Beteiligung erhalten, fordern Experten.

Polymyalgia rheumatica (PMR) und Riesenzellarteriitis (RZA) hängen eng zusammen: Beide sind charakterisiert durch eine systemische Entzündung, bei der Interleukin-6 und Interleukin-17 eine wichtige Rolle spielen. Beide Erkrankungen betreffen vor allem ältere Menschen, sprechen in der Regel hervorragend auf Glukokortikoide an und haben eine Neigung zu rezidivieren. So ist es kein Wunder, dass sie bei manchen Patienten gemeinsam auftreten, was sich jedoch häufig zunächst nicht mit Symptomen bemerkbar macht, schreiben Sharon Cowley von der Universität Dublin und Koautoren.

Dass PMR-Patienten oft eine subklinische RZA aufweisen, zeigen zwei prospektive US-amerikanische Studien. Darin wiesen von mehr als 400 Patienten mit neu diagnostizierter PMR 22 % bzw. 23 % eine RZA auf. Bei drei Viertel der Patienten waren axilläre Arterien betroffen.

PMR-Patienten mit RZA waren älter und hatten höhere CRP-Spiegel als diejenigen ohne begleitende Vaskulitis. Sie litten auch häufiger unter Beckengürtelschmerzen im Sinne einer Claudicatio. Langzeitdaten liegen zwar bisher nur spärlich vor. Bisher sieht es aber so aus, dass PMR-Patienten mit RZA viermal häufiger Rezidive erleiden als PMR-Patienten ohne Gefäßbeteiligung – obwohl sie meist mit höheren Glukokortikoiddosen behandelt werden. Sie haben auch einen höheren Bedarf an Zweitlinienmedikamenten wie z.B. Methotrexat.

Gegenwärtig empfehlen Leitlinien bei Patienten mit neu diagnostizierter PMR kein routinemäßiges Screening auf eine Vaskulitis. Nach Ansicht der Autoren wäre es angesichts der vorliegenden Evidenz durchaus gerechtfertigt, eine solche Empfehlung in die Leitlinien aufzunehmen. Damit ließe sich auch die Risikostratifikation der Patienten verbessern.

Mittels Ultraschall findet man die RZA vor allem in temporalen und axillären Arterien. Die sonografischen Ergebnisse sind kaum weniger zuverlässig als die histologische Untersuchung von Gefäßbiopsien. Sonografische Merkmale sind vor allem eine dunkle hypoechogene Zone um das Gefäßlumen (Halo), die ein Ödem bedingt durch transmurale Entzündung anzeigt. Auch Intima-Media-Dicke, Stenosen und Okklusionen lassen sich mit Ultraschall identifizieren. Aus den Ultraschallbefunden wurde ein Scoring-System entwickelt, mit dem sich die Krankheitsaktivität gut quantifizieren lässt. Die größte Trefferquote in der Entdeckung einer Vaskulitis bei PMR-Patienten können Kliniker erwarten bei Patienten mit

  • Hüftgürtelschmerzen,
  • konstitutionellen Symptomen wie Fieber, nächtlichem Schwitzen, Gewichtsverlust und
  • ausgeprägten Entzündungszeichen wie hohem CRP-Spiegel.

Langzeitstudien zum Einfluss einer subklinischen RZA auf die PMR-Prognose fehlen allerdings bisher. Außerdem gibt es keine Empfehlungen dazu, ob oder wie die Therapie modifiziert werden soll, wenn eine PMR von einer subklinischen Vaskulitis begleitet wird. Die Autoren schlagen vor, dass Rheumazentren, die die nötige apparative Ausstattung und Expertise haben, solche offenen Fragen in prospektiven Studien klären sollten.

Quelle: Cowley S et al. Ann Rheum Dis 2024; DOI: 10.1136/ard-2024-225650