US-Daten zur Rolle des PSA-Tests bei der Früherkennung von Prostatakrebs

Autor: Mascha Pömmerl

Jährlich erkranken rund 60 000 Männer­ an einem Prostatakarzinom. Die Vor- und Nachteile des PSA-Screenings werden noch immer kontrovers diskutiert. Jährlich erkranken rund 60 000 Männer­ an einem Prostatakarzinom. Die Vor- und Nachteile des PSA-Screenings werden noch immer kontrovers diskutiert. © kenchiro168 – stock.adobe.com

In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nur in begründeten Ausnahmefällen die Kosten für einen PSA-Test. Wer sich abseits dessen screenen lassen möchte, muss selbst zahlen und so ist es nur logisch, dass einige Prostatakarzinome unentdeckt bleiben. Die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie erhärten diesen Verdacht.

Weil die Übertherapie früher Prostatakarzinome die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinflusste, hatte sich die US Preventive Services Task Force (USPSTF) 2008 und 2012 dazu entschieden, ein PSA-Screening unabhängig vom Alter nicht zu empfehlen. Entsprechend rückläufig entwickelte sich die Zahl durchgeführter Tests – und die Diagnosen erst im metastasierten Stadium festgestellten Prostatakarzinomen schnellten nach oben. Bloßer Zufall oder lässt sich ein Zusammenhang statistisch untermauern?

Screeningrate in acht Jahren um 10 Prozentpunkte niedriger

Klären wollten dies Wissenschaftler um Dr. Vidit­ Sharma­, Health Services Research Fellow an der University of California, Los Angeles. Dazu korrelierten sie die longitudinalen Änderungen im PSA-Screening aus mehreren US-Bundesstaaten mit der Inzidenz von metastasierten Prostatatumoren (mPCa) im Zeitraum von 2002 bis 2016. In den USA ging die durchschnittliche Anzahl der Männer ab 40 Jahren, die sich einem solchen Test unterzogen hatten, zwischen 2008 und 2016 von 61,8 % auf 50,5 % zurück.

Simultan stieg die altersbereinigte Inzidenz von 6,4 pro 100 000 Männer auf 9 pro 100 000. Die Daten unterschieden sich in den einzelnen Bundesstaaten allerdings erheblich: Zwischen 40,1 % und 70,3 % der Ü40er gaben an, schon einmal einen PSA-Test erhalten zu haben, entsprechend schwankte die mPC-Inzidenz von 3,3 pro 100 000 bis zu 14,3 pro 100 000.

Rückgang der Tests korrelierte mit Anstieg von mPCa

In statistischen Modellierungsverfahren ließ sich jedoch erkennen, dass der über die Zeit beobachtete Rückgang im PSA-Screening insgesamt mit vermehrten Diagnosen metastasierter Prostatakarzinome assoziiert war (Regressionskoeffizient pro 100 000 Männer: 14,9 %; 95%-KI 12,3–17,5; p < 0,001). Staaten mit einem stärkeren Rücklauf durchgeführter Tests mussten dabei tendenziell einen stärkeren Anstieg verspäteter Befunde verzeichnen. „Die Größenordnung des Rückgangs an PSA-Tests korrelierte mit dem Anstieg an Prostatakarzinomdiagnosen im metastasierten Stadium“, fasste Dr. Sharma zusammen. Die Studie unterstreiche die epidemiologische Evidenz, dass die schrumpfende Anzahl der Screenings zumindest teilweise für die vermehrten Diagnosen in den USA verantwortlich sei. Insgesamt 27 % der erhöhten Inzidenz ließen sich damit erklären.

Gemeinsam mit Patienten individuell abwägen

Zu begrüßen seien deshalb Empfehlungen zur individuellen Entscheidung für bzw. gegen einen PSA-Test, schloss der Referent. Ihre Richtlinien bereits geändert haben die Experten der USPSTF im Jahr 2018. Demnach sollen Männer zwischen 55 Jahren und 69 Jahren künftig gemeinsam mit ihrem Arzt über ein Screening entscheiden.

Quelle: Sharma V et al. 2021 Genitourinary Cancers Symposium (virtual); Poster Highlights Session; Abstract 228