Gedeckte Myokardruptur erkannt  Vermeintlich leichte Symptome mit tragischen Folgen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Vorübergehende Brustschmerzen nach Anstrengung: Dem maß ein älterer Herr zunächst wenig Bedeutung bei. Vorübergehende Brustschmerzen nach Anstrengung: Dem maß ein älterer Herr zunächst wenig Bedeutung bei. © VISUALPOINT - stock.adobe.com

Eine gedeckte Myokardruptur hat bei einem 68-jährigen Patienten zur Ausbildung eines Pseudoaneurysmas geführt. Als er sich in der Notaufmahe vorstellte, war eine operative Rettung nicht mehr möglich.

Vorübergehende Brustschmerzen nach Anstrengung: Dem maß ein älterer Herr zunächst wenig Bedeutung bei. Das entpuppt sich wenig später als fataler Fehler.

Wegen rezidivierender thorakaler Schmerzen und zunehmender Belastungsdyspnoe sucht ein 68-jähriger Patient eine Notaufnahme auf. Er berichtet, zwei Wochen zuvor nach körperlicher Arbeit starke Schmerzen im linksseitigen Brustraum verspürt zu haben. Diese seien aber von selbst verschwunden. Abgesehen von einem Hypertonus hat er keine Vorerkrankungen, schreibt das Team um Dr. Malin­ Gottschling­, Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg. 

Aktuell besteht eine Sinustachykardie mit einer Frequenz von 120/min, der Blutdruck liegt bei 130/90 mmHg. In der körperlichen Untersuchung fällt ein Holosystolikum auf. Im EKG finden sich T-Negativierungen in II, III, aVF und V4–6.

Die Echokardiografie offenbart schließlich die genaue Ursache der Beschwerden: eine gedeckte Myokardruptur mit Bildung eines Pseudoaneurysmas nach abgelaufenem Hinterwandinfarkt. Dazu kommt eine hochgradige Mitralklappeninsuffizienz. Der Hals der pathologischen Aussackung misst im Schall 40 mm, das ganze Ausmaß lässt sich dann in der Computertomografie erkennen. Korrelierend zum Ultraschallbefund ergibt die Angiografie einen Verschluss der rechten Koronararterie.

Charakteristisch für ein Pseudoaneurysma ist die Diskontinuität des Myokards, erklärt das Autorenteam. Anhaftendes Perikard und Narbengewebe bilden die Begrenzung. Beim echten Aneurysma dagegen sieht man eine transmurale Aussackung, wobei sich die beiden Entitäten in der Bildgebung nur schwer differenzieren lassen. 

Klinisch gibt es keine spezifischen Hinweise

Den breiten Aneurysmahals im vorliegenden Fall bezeichnen die Kolleginnen und Kollegen z. B. als untypisch. Der spitzwinklige Abgang dagegen spricht für das Pseudoaneurysma. Das klinische Bild dieser seltenen Komplikation ist oft unspezifisch und umfasst Symptome einer Herzinsuffizienz oder eines akuten Koronarsyndroms.

Die konservative Therapie geht mit einer Mortalität von bis zu 50 % einher. Aufgrund der hohen Rupturgefahr werden die Betroffenen meist operativ behandelt mit Direktnaht oder Patch-Verschluss. Für den 68-Jährigen kommt eine OP wegen des ausgedehnten Befundes allerdings nicht mehr infrage. Er stirbt 20 Tage nach Diagnosestellung.

Quelle Text und Abb.: Gottschling M et al. Bayerisches Ärzteblatt 2025; 80: 5©Bayerische Landesärztekammer, München