Akuter Myokardinfarkt Selbsttherapie bei starken Brustschmerzen
Alle 40 Sekunden erleidet in den USA ein Mensch einen Herzinfarkt. Jedoch erhält nicht einmal die Hälfte innerhalb von vier Stunden eine medizinische Versorgung, schreiben Rienna Russo von der Harvard T. H. Chan School of Public Health und Team. Die Forschenden verdeutlichten in einer Studie, dass sich vermutlich einige Tausend Todesfälle im Jahr verhindern ließen, wenn die Betroffenen bei starken Brustschmerzen selbstständig ASS einnehmen würden.
Auch die Therapiekosten wurden berücksichtigt
In ihrem Simulationsmodell arbeiteten sie auf Basis einer synthetisch gebildeten Kohorte der US-amerikanischen Gesamtbevölkerung. Die Forschenden analysierten, wie sich die Einnahme von 325 mg ASS innerhalb von vier Stunden nach dem Einsetzen von schweren Brustschmerzen über 28 Tage auf die Mortalitätsrate von Myokardinfarktbetroffenen auswirken könnte. Berücksichtigt wurden ebenfalls ein erhöhtes Sterberisiko infolge von Blutungen und die Therapiekosten.
Die Hochrechnungen zeigten, dass die unmittelbare Einnahme von ASS bei starken Brustschmerzen in den USA jährlich mehr als 13.000 Leben retten könnte. Der positive Effekt übertraf das im Modell leicht erhöhte Risiko für blutungsbedingte Todesfälle um das Zehnfache, die Therapiekosten betrugen weniger als 4 USD pro gerettetem Lebensjahr. Das Autorenteam vermutet, dass sich diese Ergebnisse auf andere Hochlohnländer mit vergleichbarer kardiovaskulärer Krankheitslast übertragen lassen. Die Selbsttherapie mit ASS biete großes Potenzial, setze jedoch auch Aufklärungsarbeit voraus: Viele Erwachsene seien mit den Symptomen eines akuten Myokardinfarkts und der richtigen Reaktion darauf nicht vertraut.
Quelle: Russo RG et al. J Am Heart Assoc 2024; 13: e032778; DOI: 10.1161/JAHA.123.032778