Depressionen und Angststörungen Versorgungslücken könnten online geschlossen werden
Hausärztinnen und Hausärzte können viele dieser Fälle effektiv behandeln, ohne dass eine psychiatrische Mitbehandlung erforderlich ist. Einige Menschen müssen jedoch auch psychiatrisch behandelt werden, was aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit der Fachdisziplinen oder fehlender Infrastruktur oft nicht möglich ist.
Autorinnen und Autoren um PD Dr. Markus Haun von der Universität Heidelberg haben den Einsatz von ergänzenden psychiatrischen Videosprechstunden in der Primärversorgung von psychisch Erkrankten untersucht. Die multizentrische, randomisierte und kontrollierte Studie wurde in 29 Hausarztpraxen zwischen März 2020 und November 2021 durchgeführt. Eingeschlossen waren 376 Patientinnen und Patienten mit Depressionen und/oder Ängsten im Alter zwischen 18 und 81 Jahren.
Die Teilnehmenden wurden 1:1 randomisiert in eine Interventionsgruppe nach dem PROVIDE-Modell und in eine Gruppe mit Standardtherapie. Letztere beinhaltete Maßnahmen der Hausärztin bzw. des Hausarztes wie kurze Gespräche, die Verordnung von Antidepressiva oder ggf. eine Überweisung in eine psychiatrische Praxis. Die PROVIDE-Gruppe erhielt fünf Videosprechstunden mit einer Psychiaterin bzw. einem Psychiater, die gemeinsam mit den zuständigen Praktizierenden in der Hausarztpraxis durchgeführt wurden.
Symptomatik verbesserte sich in der Interventionsgruppe
In der PROVIDE-Gruppe besserten sich im Vergleich zur Standardtherapie die depressiven Symptome und Ängste nach sechs Monaten signifikant, dies hielt über zwölf Monate an. Die Effekte waren insgesamt jedoch nur gering ausgeprägt. Das Autorenteam betont aber, dass aufgrund der hohen Prävalenz von Depressionen und Angststörungen diese kleinen Effekte kumulativ gesehen einen Einfluss auf die Bevölkerungsgesundheit haben könnten.
Quelle: Haun MW et al. BMJ 2024; 386: e079921; doi: 10.1136/bmj-2024-079921