Viele Läsionen der Rotatorenmanschette lassen sich konservativ behandeln
Anhaltende Schulterschmerzen und Bewegungseinschränkungen lassen eine Verletzung der Rotatorenmanschette vermuten. Aktuell sieht die Datenlage so aus, dass eine konservative Physiotherapie insgesamt genauso gute Ergebnisse erbringt wie eine OP, schreiben Dr. Sanna Cederqvist, Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsklinik Tampere, und Kollegen. Allerdings fehlen ausdrückliche Empfehlungen für Patienten mit vollständiger Sehnenruptur.
Die Wissenschaftler hatten daher zunächst 417 Patienten mit seit mindestens drei Monaten bestehenden Schulterschmerzen in einer offenen Studie behandelt. Begonnen wurde mit einer Schulter-Reha (15 Sitzungen) über drei Monate. Den abschließenden Zustand der Rotatorenmanschette beurteilten die Wissenschaftler anhand einer MR-Arthrographie, von Interesse waren v.a. Patienten mit kompletter Ruptur. Die 187 Teilnehmer, die weiterhin Beschwerden angaben, erhielten dann randomisiert entweder weitere Physiotherapie oder eine Schulter-OP – unabhängig von der Bildgebung.
Nach zwei Jahren hatten die Schmerzen in beiden Gruppen deutlich abgenommen – insgesamt ohne Unterschied zwischen operativ und konservativ Behandelten. Ähnliches galt für Kraft und Funktion des Gelenks. Auch in der Gruppe ohne vollständigen Sehnenriss schnitten OP und Physio ähnlich gut ab.
Bei komplettem Riss schneidet die OP besser ab
Anders sah es aus, wenn laut MRT die Sehnen vollständig rupturiert waren: In diesen Fällen waren nach einer OP die Schmerzen geringer und die Gelenkfunktion besser als in der Rehagruppe. Die geringeren Schmerzen spiegelten sich auch in einem Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36) wider. Zu Komplikationen oder schweren Nebenwirkungen kam es in beiden Gruppen nicht.
Quelle: Cederqvist S et al. Ann Rheum Dis 2021; 80: 796-802; DOI: 10.1136/annrheumdis-2020-219099