Virale Arthritis sieht aus wie Rheuma, dauert aber nur Tage bis Wochen
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Meist ist die Arthritis bei akuten Virusinfektionen nicht der Haupt-, sondern ein Begleitbefund, schreiben Professor Dr. Parham Sendi vom Universitätsspital Basel und Kollegen. Eine Reihe von Viren wird typischerweise mit einer Arthritis oder einer Arthralgie in Verbindung gebracht (s. Kasten), darunter auch etliche exotische Vertreter. Grundsätzlich können aber fast alle Viren auch eine Gelenkentzündung hervorrufen.
Diese Erreger sollten Sie im Blick haben
Virale Erreger, die typischerweise mit Arthralgien und Arthritis assoziiert sind:
- Ringelröteln (Parvovirus B19)
- Röteln (Rubella-Virus)
- Hepatitis B
- Hepatitis C
- HIV
Am häufigsten trifft‘s kleine und mittelgroße Handgelenke
Die Pathogenese der viralen Arthritis ist erst teilweise verstanden. Am häufigsten beschrieben werden folgende Pathomechanismen:- direkte Virusinvasion ins Gelenk
- eine Ablagerung von Immunkomplexen
An die Reiseanamnese denken
Zahlreiche Viren, die in unseren Breiten nicht endemisch vorkommen, können Gelenkentzündungen auslösen. Fragen Sie Patienten mit akuten Gelenkschmerzen und -schwellungen daher immer auch nach vorausgegangenen Auslandsaufenthalten und Fernreisen. Folgende „exotische“ Viren sind mit Arthralgien und Arthritis assoziiert:
- Chikungunya-Virus (Afrika, Asien, Mittel-/Lateinamerika, Naher Osten)
- Dengue-Virus (Asien, Mittel-/Lateinamerika, Karibik, Afrika, vereinzelt auch in Europa)
- Zika-Virus (Süd- und Mittelamerika, Karibik, Asien, Afrika)
- Ross-River-Virus, RRV (Australien, Papua-Neuguinea, Fidschi-Inseln)
- Barmah-Forest-Virus (Australien)
- Sindbis-Virus (Vorkommen: Europa, Afrika, Asien, Australien)
- O’nyong-nyong-Virus (Uganda, Kenia, Tansania, Malawi, Mosambik, Kongo, Kamerun, Senegal)
- Mayaro-Virus (nördliche Hälfte Südamerikas, Karibik)
Das klinische Erscheinungsbild einer viralen Arthritis erinnert häufig an eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Allerdings ist es nicht sinnvoll, in der Akutphase Rheumafaktoren oder Autoantikörper im Serum zu bestimmen, weil diese Parameter im Rahmen der Immunstimulation oft vorübergehend erhöht sind und dann eher auf eine falsche Fährte führen. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen viraler Arthritis und entzündlich-rheumatischen Krankheiten ist die Krankheitsdauer: Im Gegensatz zu einer rheumatoiden Arthritis zieht sich eine virale Gelenkentzündung meist nur über Tage bis Wochen hin.
Ein generelles Antikörper-Screening aller infrage kommenden Viren ohne konkrete Verdachtsdiagnose wird nicht empfohlen. Ergibt sich aus Anamnese und klinischer Untersuchung ein entsprechender Verdacht, ist eine serologische Untersuchung als erster diagnostischer Schritt aber hilfreich.
Gelenkspülung nur in Ausnahmefällen
Bei behandelbaren Viruserkrankungen, z.B. bei Hepatitis-B-, Hepatitis-C- oder HIV-Infektionen, muss eine antivirale Therapie mit dem Hepatologen oder Infektiologen diskutiert werden. Bei vielen viralen Erkrankungen wird jedoch symptomatisch behandelt, etwa mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Die Prognose ist in der Regel gut. Anders als die bakterielle Arthritis führt die virale Arthritis nur selten zu einer Gelenkdestruktion. Daher ist nur in Ausnahmefällen eine Gelenkspülung erforderlich.Quelle: Sendi P et al. Swiss Medical Forum 2018; 18: 673-680