Säuglingsernährung Von der Brust an den Esstisch
Den Anfang macht ein Mittagsbrei auf der Basis von Gemüse, Kartoffeln und Fleisch. Einen Monat später folgt der abendliche Milch-Getreide-Brei und nach einem weiteren Monat der Nachmittagsbrei mit Getreide und Obst, alles unter fortgeführtem Stillen. Ab dem 10. Lebensmonat wird die Ernährung langsam auf die Familienkost umgestellt, rät die Diplom-Ökotrophologin Dagmar Gill von der Asklepios-Klinik in Bad Salzhausen.
Manche Kinderärzte empfehlen die Einführung von Beikost bereits vor dem 4. Lebensmonat, etwa zur Allergieprophylaxe oder zur verbesserten Eisenversorgung. Dieser Schritt kann sinnvoll sein, setzt aber voraus, dass das Kind schon Interesse an festerer Nahrung hat und die nötigen Reifezeichen aufweist (eigenständige Kopfhaltung, Rückbildung des Zungenstreckreflexes). Umgekehrt darf man auch zuwarten, wenn ein Kind zu Beginn des 7. Monat noch keinen Brei möchte, sich aber altersgerecht entwickelt.
Die festere Kost kann in veränderter Reihenfolge gereicht werden. Die mittägliche Gabe des Kartoffel-Gemüse-Fleisch-Gerichts bietet aber den Vorteil, dass man Unverträglichkeiten (Bauchschmerz, Allergie etc.) leichter erkennen kann. Mehrmals täglich den gleichen Brei zu geben, ist wegen der evtl. unzureichenden Nährstoffversorgung zu vermeiden.
Falls ein Säugling partout keinen Brei mag, kann die Mutter nach Bedarf weiter stillen und ihr Baby wählen lassen, welche Lebensmittel es verzehren will. Diese werden dann am besten in mundgerechten Stücken oder als Fingerfood gereicht.
Voraussetzung ist, dass das Kind eigenständig sitzen und seine Hand-Mund-Motorik steuern kann.
Bei vielen jungen Eltern gelten Karotten als ideal für den Beikost-Start. Sie sind auch gut geeignet, wirken aber leicht stopfend. Bei Obstipationsneigung sollte deshalb ein anderes Gemüse gewählt werden. Empfohlen wird auch, in den ersten drei Wochen immer das gleiche „Grünzeug“ anzubieten, damit sich der Darm daran gewöhnen kann. Anschließend sollte alle zwei bis drei Tage ein neues Gemüse verabreicht werden. Reis eignet sich wegen der potenziellen Schadstoffbelastung nur bedingt als Kartoffelersatz. Am besten ist ein Wechsel verschiedener Getreidearten.
Zur Fettversorgung wird Rapsöl empfohlen
Allgemein gilt, dass eine vielfältige Kost bei Babys die Akzeptanz von unbekannten Nahrungsmitteln weckt und die Versorgung verbessert. Die Verträglichkeit etwa für Hülsenfrüchte ist sehr variabel und sollte in kleinen Mengen ausprobiert werden. Zur Fettversorgung empfiehlt der Ernährungsplan Rapsöl. Aufgrund des unterschiedlichen Gehalts an erwünschten Stoffen kann auch die abwechselnde Anwendung verschiedener Öle sinnvoll sein.
Die Beikost wird am besten ganz ohne Kochsalz zubereitet. Nach der Umstellung auf die Familienkost sollten die Eltern ihr Essen erst salzen, nachdem der Nachwuchs seine Portion bekommen hat. Auf besonders salzhaltige Lebensmittel wie Hart- und Fetakäse, Oliven und viele Fertigprodukte ist möglichst zu verzichten. Salzfreies Brot kann bei Bedarf selbst gebacken werden.
Auch bei Kindern mit erhöhtem Allergierisiko darf am Anfang des fünften Lebensmonats mit Beikost begonnen werden, betont die Ernährungsexpertin. Im Hinblick auf die Prophylaxe gehören Milch und Fisch frühzeitig auf den Speiseplan, zunächst in kleinen Mengen. Aus Gründen der Allergieprävention ist es außerdem sinnvoll, nach den ersten drei bis vier Wochen Beikost eine Vielfalt an Nahrungsmitteln anzubieten.
Quelle: Gill D. Ernährungs Umschau 2022; 69: 81-86