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Coronaimpfung Von Plättchenschwund bis Papel

Autor: Stephanie Käufl

Prinzipiell kann die COVID-19-Impfung auch zu autoimmunvermittelten Reaktionen an der Haut führen. Prinzipiell kann die COVID-19-Impfung auch zu autoimmunvermittelten Reaktionen an der Haut führen. © merklicht.de – stock.adobe.com
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Thrombozytopenie, Fazialislähmung oder Myokarditis – die Berichte über Autoimmunphänomene nach einer COVID-19-Impfung häufen sich. Mit welchen Reaktionen muss man rechnen?

Der Klassiker unter den Autoimmunphänomenen nach COVID- Impfung ist die impfstoffinduzierte thrombotische Thrombozytopenie (VITT), berichtete der in Schwerin niedergelassene Rheumatologe Prof. Dr. Christian Kneitz. Dabei löst der Impfstoff eine Aktivierung der Thrombozyten und die Bildung von Autoantikörpern gegen Plättchenfaktor 4 (PF4) aus. Das von den aktivierten Thrombozyten produzierte PF4 bindet an IgG-Antikörper und bildet PF4-IgG-Komplexe. Es kommt zu Thrombosen und sekundärer Thrombozytopenie.

Die Betroffenen sind meistens jung und waren vor der Impfung gesund. Klinisch ähnelt das Krankheitsbild der autoimmunen heparininduzierten Thrombozytopenie, die mit weit verbreiteten Thromben, u.a. in den zentralvenösen Sinus, der Lunge und dem Splanchnikusgebiet, einhergeht. Zu Beginn klagen die Betroffenen über Gelenk- und Kopfschmerzen, es kommt zu Petechien und Hämatomen. Im Labor zeigen sich die typischen Befunde mit Thrombozytopenie, niedrigem Fibrinogen, erhöhten D-Dimeren und positivem Thrombozytenfaktor. Diese schwere und seltene autoimmune Reaktion sieht man insbesondere nach Applikation vektorbasierter Impfstoffe, betonte Prof. Kneitz.

Die Bell-Lähmung verläuft meist mild

Bell-Lähmung und Myokarditis (vor allem bei Kindern) kommen dagegen eher bei mRNA-basierten COVID-19-Vakzinen als unerwünschte Wirkungen vor. Beide Erkrankungen sind ebenfalls selten, verlaufen aber meist mild und die Patienten erholen sich in der Regel vollständig.
Viel häufiger kommt es zu kutanen Impfreaktionen, meist unspezifischer Natur, die sehr früh am Injektionsort auftreten.

Überempfindlichkeitsreaktionen vom Typ 1 (z.B. Angioödem oder Anaphylaxie) entstehen dagegen nur in Einzelfällen. Ihnen liegt wahrscheinlich eine Allergie auf die Inhaltsstoffe zugrunde. Eine Typ-IV-Überempfindlichkeitsreaktion auf die Vakzine ist ebenfalls möglich.

Prinzipiell kann die COVID-19-Impfung auch zu autoimmunvermittelten Reaktionen an der Haut führen. Es gibt einzelne Fallberichte über leukozytoklastische Vaskulitis bis zur Angiopathie. Dabei handelt es sich allerdings um Raritäten.

Insgesamt zieht Prof. Kneitz ein beruhigendes Fazit: Die meisten Immun- und Autoimmunreaktionen nach COVID-Impfung haben gemein, dass sie kaum vorkommen und das Leben nicht bedrohen. Die Rate der schwerwiegenden Komplikationen ist sehr niedrig und gleicht dem Auftreten in der Allgemeinbevölkerung. „Wir müssen sie allerdings kennen, wenn wir die Impfstoffe anwenden, und die Patienten darüber aufklären“, forderte Prof. Kneitz.

Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2022