Schwangerschaft Im letzten Trimester keine Coronainfektion riskieren

Autor: Dr. Susanne Gallus

Es kommt darauf an, in welcher Phase der Schwangerschaft man sich infiziert. Es kommt darauf an, in welcher Phase der Schwangerschaft man sich infiziert. © Patrick Daxenbichler – stock.adobe.com

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 scheint das Risiko einer Fehlgeburt entgegen ersten Befürchtungen nicht zu erhöhen. Dennoch sollten Schwangere insbesondere gegen Ende der Gestation vorsichtig sein. Denn infizieren sich werdende Mütter im Lauf des letzten Trimesters, erhöht das ihr Risiko für eine Frühgeburt. Das berichtet ein israelisches Forschungsteam um die Epidemiologin ­Noga ­Fallach (Maccabi Healthcare Services, Tel Aviv).

Die Wissenschaftler verglichen retrospektiv die Schwangerschaftsverläufe von jeweils 2.753 Frauen mit und ohne SARS-CoV-2-Infektion (positiver PCR-Test) während der Gravidität. 17 % der Corona-Kohorte hatten sich im ersten Trimes­ter angesteckt, 34 % im zweiten und 48 % im dritten. Das Durchschnittsalter der Frauen lag bei 28 Jahren.

Bei einer Infektion in den ersten beiden Trimestern wirkte sich das Virus nicht auf den weiteren Verlauf der Schwangerschaft aus. Anders sah es bei werdenden Müttern aus, die sich im dritten Trimester infizierten: Ihr Risiko für eine Frühgeburt (vor der 37. SSW) stieg auf das 2,8-Fache, mit symptomatischem Verlauf sogar auf das 4,3-Fache. Besonders gravierend wirkte eine SARS-CoV-2-Infektion nach Ablauf der 34. Schwangerschaftswoche: Hier bestand ein 7,1-mal so hohes Risiko, dass das Kind noch vor der 37. Woche zur Welt kam, unabhängig von einer bestehenden Symptomatik.

Das Geburtsgewicht der Kinder von Infizierten war leicht geringer (bei Infektion im dritten Trimester im Median 60 g), die Rate an Neugeborenen mit Untergewicht bzw. zu kleiner Geburtslänge sowie die Rate an Fehlgeburten (3,9 % vs. 3,8 %) unterschieden sich zwischen den Gruppen dagegen nicht.

Bei Frauen aus der Corona-Kohorte wurde häufiger die Geburt eingeleitet (38 % vs. 14 %). Der Unterschied war statistisch nicht signifikant, jedoch vermuten die Wissenschaftler, dass Kliniker bei einer Infektion am Ende der Schwangerschaft die Indikation zur Geburts­einleitung etwas großzügiger stellen. Auffällig war allerdings, dass bei Frauen aus der Corona-Kohorte seltener die Fruchtblase platzte, bevor die Geburtswehen einsetzten (39 % vs. 58 %).

Aufgrund des Untersuchungszeitraums (Februar 2020 bis Juli 2021) gelten die Erkenntnisse nur für die Virusvarianten vor Delta. Neuere Varianten könnten sich auch anders auf Schwangerschaften auswirken, geben die Autoren zu bedenken.

Quelle: Fallach et al. PLoS One 2022; 17: e0270893; DOI: 10.1371/journal.pone.0270893