HNSCC Checkpoint-Hemmung trotz schlechtem ECOG
Etwa ein Viertel der Erkrankten mit Plattenepithelkarzinomen im Kopf-Hals-Bereich (HNSCC) sind 75 Jahre oder älter. Bei ihnen treten naturgemäß vermehrt Komorbiditäten auf, wodurch sich die Anzahl der gebrechlichen Personen erhöht. „Ein weiteres Problem ist, dass diese Patient:innen in vielen Studien nicht abgebildet werden“, betonte Prof. Dr. Stefan Kasper-Virchow, Universitätsmedizin Essen. Somit seien belastbare Daten zur Therapie in diesem Kollektiv Mangelware und Ältere hätten eine geringere Chance, die Standardbehandlung zu erhalten.
Wie der Referent berichtete, ist die Immuntherapie ein Zugewinn für diese Personengruppe: Im Westdeutschen Tumorzentrum Essen hat sich ein Team um Prof. Kasper-Virchow einmal genauer angeschaut, wie Ältere mit rezidivierenden oder metastasierten HNSCC unter Checkpoint-Inhibitoren abschneiden im Vergleich zu einer historischen Kohorte, für die es diese Behandlungsoption noch nicht gab. „Wenn wir ein Immuntherapeutikum mit ins Spiel nehmen können, dann schaffen wir, diese Patient:innen länger am Leben zu halten“, verdeutlichte er. Zudem sei sichtbar, dass deutlich mehr Personen in hohem Alter mit einem schlechteren ECOG-Status behandelt werden können.
Als weiteres Beispiel aus der realen Welt nannte der Onkologe die NIS-HANNA-Studie, in der auch Patient:innen mit einem ECOG-Status 2 oder höher unter Immuntherapie noch ein medianes OS von 5,7 Monaten erreichten. Diese Gruppe war in prospektiven Studien im Normalfall ausgeschlossen. Gerade bei älteren Erkrankten seien Toxizitäten von Checkpoint-Inhibitoren generell weniger ausgeprägt. Das mache sich insbesondere im Bereich der Schilddrüsenüber- und -unterfunktion bemerkbar.
Zusammenfassend sei festzustellen, dass Studien im älteren Patient:innenkollektiv schwierig durchzuführen und somit rar bleiben. Ein geriatrisches Assessment könne aber helfen, vulnerable Personen vor der Therapie eindeutiger zu identifizieren und ihnen damit eine passendere Behandlungsoption anzubieten.
Quellen:
Kasper-Virchow S et al. Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie ; Abstract V495