Psoriasis und Ernährung Wahrheit oder Mythos?

EADV 2023 Autor: Dr. Susanne Gallus

Eine Ernährungsumstellung kann unter Umständen die Psoriasis lindern. Eine Ernährungsumstellung kann unter Umständen die Psoriasis lindern. © jchizhe – stock.adobe.com

Wer im Internet sucht, findet zahlreiche Ernährungstipps, die bei einer Psoriasis angeblich helfen sollten. Auf dem 32. EADV Congress gab es einen Faktencheck für Fischöl, glutenfreie Kost und andere Empfehlungen.

Vermutlich kennen viele die Frage von Psoriasispatienten: Was lässt sich ernährungstechnisch umstellen, um die Hautkrankheit zu verbessern? Wie Prof. Dr. April Armstrong von der UCLA Health University of California in Los Angeles ausführte, lohnt sich bei der Suche nach Nahrungsmitteln mit einem Effekt auf die Psoriasis vor allem ein Blick auf die mehrfach ungesättigten Fettsäuren

Pflanzenöle und daraus hergestellte Salatdressings klingen erst mal gesund – enthalten aber Omega-6-Fettsäuren. Diese sind zwar ungesättigt, wirken aber pro-inflammatorisch.  Omega-3-Fettsäuren wie Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) hemmen die Produktion inflammatorischer Zytokine. Sie sind insbesondere in Fisch, Chiasamen, Walnüssen und Sojabohnen enthalten. 

Fischöl-Supplemente sind keine Wunderwaffe

Könnte folglich eine Supplementierung mit Fischöl den Patienten helfen? In den bisher in Studien untersuchten Dosierungen zeigte die orale Supplementierung mit EPA (bis 5 g/d) und DHA (3,6 g/d) keinen Effekt auf die Krankheitsschwere, fasste Prof. Armstrong die Studienlage zusammen. Daher könne auch keine Empfehlung ausgesprochen werden. Es gibt zwar Hinweise auf eine gewisse Effektivität bei i.v. Gabe, allerdings ist die Evidenz gering. Gleichzeitig ist es unwahrscheinlich, dass sich die Applikation in der täglichen Praxis umsetzen lässt, unterstrich die Referentin. Eine Studie zu Psoriasis­arthritis zeigte, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei den Patienten wohl den Verbrauch von NSAR und Paracetamol reduzierte. Hinsichtlich der Aktivitätsscores war jedoch kein Effekt zu erkennen.

Eine glutenfreie Ernährung hilft nicht jedem Patienten

Derzeit sehr im Fokus steht die glutenfreie Ernährung – sowohl in der Gesellschaft insgesamt als auch bei Psoriasispatienten, die sich dadurch einen positiven Effekt auf ihre Haut erhoffen. Nur ein Hype? Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass die Zöliakie bei Psoriasispatienten doppelt so häufig vorkommt wie in der Normalbevölkerung, hob die Referentin hervor. Ein Screening auf die glutenassoziierte Autoimmunerkrankung erfolgt über den Nachweis spezifischer Antikörper (siehe Kasten) – gesichert wird die Diagnose per Biopsie. 

Screening-Antikörper für Zöliakie:

  • IgA und IgG gegen Gewebs-Transglutaminase (tGT-IgA/tGT-IgG)

  • Endomysium-Antikörper (EMA-IgA) 

  • IgA und IgG gegen deamidierte Gliadinpeptide (dGP-IgA/dGP-IgG)

In einer Studie korrellierten bei Psoriasispatienten mit nachgewiesener Zöliakie höhere Antikörperspiegel positiv mit der Schwere der Hautkrankheit. Menschen mit Psoriasis haben insgesamt ein höheres Risiko auf einen positiven Antikörpernachweis. Dieser kann auf eine Zöliakie hindeuten, könnte sich aber auch nur als Glutensensititvität äußern, gab Prof. Armstrong zu bedenken. 

Bei Patienten mit nachgewiesener Glutenunverträglichkeit steht der positive Effekt einer glutenfreien Ernährung (auch auf die Psoriasis) außer Frage und diese Kost ist daher zu empfehlen, fasst sie zusammen. Den Patienten, die seropositiv sind – ungeachtet der Diagnosesicherung – rät sie, testweise für drei Monate auf eine glutenfreie Kost umzustellen und zu sehen, ob sich ein positiver Effekt ergibt oder nicht. Hinsichtlich seronegativer Patienten gibt es allerdings keine Studie, die darauf hinweist, dass eine glutenfreie Ernährung sich messbar positiv auf die Hauterkrankung auswirkt. Zumal ein kompletter Verzicht auf das Eiweiß aus Weizen, Roggen und Gerste kein einfaches Unterfangen ist.

Ketogen hilft auf jeden fall bei der Gewichtsreduktion

Die ketogene Ernährung basiert darauf, dass der Konsum von Kohlenhydraten auf weniger als 30–50 g/d gesenkt und parallel die Zufuhr von Proteinen und Fetten erhöht wird. Daraus folgt die metabolische Umstellung auf den Fettstoffwechsel. Eine ketogene Ernährung zeigt über verschiedene molekulare Mechanismen einen anti-inflammatorischen Effekt, berichtete Prof. Armstrong. Insgesamt gibt es für diese spezifische Konstellation jedoch nur wenige Daten. 

Die agressive Gewichtsreduktion über eine stark kalorienreduzierte,  ketogene Diät zeigte bei therapienaiven,  übergewichtigen bzw. adipösen Psoriasispatienten einen günstigen Effekt auf die Krankheitsschwere. Allerdings lässt sich in diesem Setting derzeit nicht zwischen positiven Auswirkungen durch die Ernährung selbst und die der Gewichtsreduktion trennen (s. Kasten).

Weniger ist mehr

Die Gewichtsreduktion über eine hypokalorische Diät bei Patienten mit Psoriasis und einem BMI (≥ 25kg/m²) ist nachweislich mit einem Rückgang im PASI verbunden und wird auch in den Leitlinien empfohlen. Allerdings nur zusätzlich zur standardmäßigen medikamentösen Psoriasistherapie.

Rund um gesund dank mediterraner Kost?

Viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Fisch stehen bei der mediterranen Ernährungsform wenig Milchprodukten, Süßigkeiten, rotem Fleisch und Wein gegenüber. In einer Beobachtungsstudie zeigte sich, dass bei 211 Patienten mit Psoriasisarthritis ein höherer Aktivitätsscore (DAPSA) mit der Tatsache korrelierte, dass sie sich weniger streng an die Ernährungsvorgaben der mediterranen Kost hielten. Vorteile dieser Ernährungsform gegenüber der westlichen Ernährung sind hinsichtlich kardiovaskulärer, metabolischer und onkologischer Erkrankungen beschrieben, spezifisch für die Psoriasis ist die Evidenz bisher gering. Dennoch könnten bestimmte Teile der mediterranen Kost durchaus für Menschen mir Psoriasis empfohlen werden, z.B.:

  • Olivenöl (extra vergine) als Hauptquelle für flüssiges Fett

  • täglich zwei Portionen Gemüse und drei Portionen Obst 

  • wöchentlich jeweils mindestens drei Portionen Hülsenfrüche, Fisch oder Meeresfrüchte sowie Baumnüsse

  • mehr: Omega-3-Fettsäuren, einfach ungesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe und komplexe Kohlenhydrate

  • weniger: Kalorien und gesättigte Fettsäuren insgesamt, ungesättigte Fettsäuren (insb. Omega-6), einfache Kohlenhydrate

Weder Nachtschattengewächs noch Sonnenvitamin mit Effekt

Viele Patienten glauben, dass Nachtschattengewächste wie Tomate, Aubergine und Paprika eine Psoriasis exazerbieren lassen, sagte Prof. Armstrong. Das in diesen Pflanzen enthaltene Solanin steht u.a. im Verdacht, Schmerzen zu verschlimmern. Einen definitiven Nachweis, dass sich Nachschattengewächse auf Psoriasisschübe auswirken, gibt es bisher nicht. Eine Umfrage unter 1.206 Patienten, die diese Nahrungsmittel aus ihrer Ernährung verbannt hatten, ergab eine 50:50-Chance, dass sich die Symptome verbesserten.

Und Vitamin D? Vitamin-D-Topika zeigen einen positiven Effekt auf die Plaques – ob eine orale Supplementierung das auch erreichen kann, wird diskutiert. Umfrageergebnisse zeigen, dass orales Vitamin D bei 40 % der Teilnehmer zu einer Symptomlinderung führte. Kontrollierte Studien konnten diesen Zusammenhang zumindest bei einer Gabe von 3.000 IU/d über einen Zeitraum von drei oder sechs Monaten nicht belegen. Allerdings spricht natürlich nichts dagegen, Patienten mit einem bestätigten Vitamin-D-Mangel zu supplementieren, so Prof. Armstrong – insbesondere in Hinblick auf die Entwicklung von psoriasistypischen Komorbiditäten

Quelle: EADV Congress 2023