Wandernde Spirale: Intrauterinpessar taucht nach Jahren im Caecum auf
Für mindestens fünf Jahre hat frau Ruhe, wenn sie sich für ein Intrauterinpessar als Verhütungsmethode entscheidet. Zumindest, solange es an seinem Platz bleibt und nicht unbemerkt beispielsweise Richtung Darm abwandert. Das kann schon mal vorkommen, Ärzte finden es aber meist im Sigmoid wieder. Umso ungewöhnlicher liest sich der Fall einer 35-jährigen Patientin.
Die verheiratete Frau hatte sich vor neun Jahren eine Spirale einsetzen lassen, die nach eigenen Angaben bereits sechs Monate später in einer Routineuntersuchung nicht mehr aufzufinden war.
Teilweise mit der Blinddarmwand verwachsen
Ihre damaligen Ärzte setzten ihr daher ein neues Pessar ein, das nach zwei Jahren auf Wunsch der Patientin entfernt wurde. Es folgte eine geplante Schwangerschaft samt Entbindung per Kaiserschnitt. Seither klappte es jedoch nicht mehr mit Kindern. Also machten sich die Gynäkologen der King Abdulaziz University in Dschidda per Hysterosalpingographie auf die Suche nach dem „verloren“ gegangenen Pessar und entdeckten den Fremdkörper im unteren rechten Quadranten.
In der anschließenden laparoskopischen Untersuchung konnten sie die Spirale aber zunächst nicht genau lokalisieren. Erst nach Überleitung in einen offenen Eingriff durch die Kaiserschnittnarbe, den das Chirurgenteam um Dr. Yahya Almarhabi begleitete, ertasteten sie das eingeschlossene Pessar an der Basis des Blinddarms, rund 8 cm vom intakten Appendix entfernt. Das teilweise mit der Blinddarmwand verwachsene Pessar wurde dann mithilfe einer Caecumteilresektion nebst anschließender Anastomose entfernt.
Insgesamt 80 % der wandernden Pessare verursachen keine Beschwerden. In etwas mehr als der Hälfte der Fälle kann es zu leichten abdominellen Schmerzen kommen. Auch treten vaginale Blutungen oder Infertilität auf.
Auf die Erfahrung der Ärzte kommt es an
Als Risikofaktoren für das Verrutschen gelten v.a. uterine Anomalitäten und mangelnde Erfahrung der behandelnden Gynäkologen. Lässt sich das Pessar nicht mit einer gynäkologischen Untersuchung auffinden, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Therapeutisches Mittel der Wahl ist die chirurgische Entfernung.
Quelle Text und Abb.: Almarhabi Y. J Surg Case Rep 2020; 4: 1-3; DOI: 10.1093/jscr/rjaa015