CED Was auf den Teller kommt, beeinflusst die Erkrankung
Ultraprozessierte Nahrungsmittel (engl. ultra-processed food, UPF) sind energiedicht, zucker- und salzreich, aber arm an Ballaststoffen, Proteinen, Vitaminen und Mineralien (s. Kasten). Der Genuss dieser Nahrungsmittel ist nicht nur assoziiert mit Adipositas, Bluthochdruck, kardiovaskulären Erkrankungen oder Krebs, sondern auch mit CED, berichtete Prof. Dr. Ulf Helwig, niedergelassener Internist, Gastroenterologe und Ernährungsmediziner aus Oldenburg. Eine Analyse von 187.154 Personen, die am UK-Biobank-Projekt teilnahmen, ergab nach einer fast zehnjährigen mittleren Beobachtungszeit, dass eine hohe UPF-Aufnahme mit einem zweifach erhöhten Risiko für einen Morbus Crohn einhergeht. Außerdem konsumierten Patienten mit vorbestehender CED diese Nahrungsmittel häufiger als darmgesunde Kontrollen. Ein hoher UPF-Konsum war zudem mit einer viermal höheren Wahrscheinlichkeit für eine CED-bedingte Operation assoziiert. Auch in einer anderen Studie bestand ein Zusammenhang zwischen einem hohen Konsum aus fünf und mehr Portionen UPF pro Tag und einer erhöhten CED-Inzidenz. „Kaum vorstellbar“, nannte Prof. Helwig diesen hohen Anteil von UPF an der Ernährung, ergänzte aber, dass inzwischen auch in Deutschland schon 40 % der Energieaufnahme über solche Nahrungsmittel erfolgen, die keinen oder nur einen geringen Anteil an frischen Lebensmitteln ohne Zusatzstoffe enthalten.
In eine ähnliche Richtung weist der EDIP-Score, ein empirischer Inflammationsindex für Nahrungsmittel, der anhand großer Kohortenstudien von im Gesundheitswesen Tätigen in den USA entwickelt wurde. Personen, die viel rotes Fleisch, verarbeitetes Fleisch, raffinierte Getreide und Fertiggetränke zu sich nahmen, wiesen in den Studien höhere Werte an Inflammationsmarkern auf, beispielsweise von Interleukin-6 (IL-6), Tumornekrosefaktor a (TNF) und C-reaktives Protein (CRP). Dagegen bestand eine inverse Assoziation der Entzündungsmarker mit Bier/Wein, Fruchtsaft, Tee/Kaffee, gelbem Gemüse, Blattgemüse und anderem Getreide. Ein erhöhter Spiegel der Entzündungsmarker und ein hoher EDIP-Score waren assoziiert mit einem erhöhten Risiko für Morbus Crohn, nicht aber für Colitis ulcerosa.
Beispiele für UPF
- mit Zucker gesüßte Getränke
- süße und herzhafte verpackte Snacks
- weiterverarbeitete Fleischprodukte (z.B. Wurstscheiben auf einer Pizza)
- vorbereitete Tiefkühlmahlzeiten
- Dosen- oder Instantsuppen
- Chicken Nuggets
- Eiscreme
Eine Reihe von therapeutischen CED-Diäten wurde in Studien untersucht. Bei Kindern mit hochaktivem Morbus Crohn kann eine sechs- bis achtwöchige totale enterale Ernährung (EEN) zur Remission und mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zu einer mukosalen Heilung führen als Kortikosteroide. Die EEN wird allerdings schlecht toleriert. Eine etwas weniger belastende Variante ist die Crohn’s Disease Exclusion Diet (CDED). Dabei wird über zwölf Wochen auf Nahrungsmittel der westlichen Ernährung wie Hamburger, Pommes frites und zuckergesüßte Getränke, aber auch auf Weizen, Milchprodukte und Produkte mit Zusatzstoffen wie Emulgatoren, Maltodextrin oder Carragenan verzichtet und dafür mehr Obst und Gemüse zugeführt. In pädiatrischen wie Erwachsenenkohorten konnte so bei moderatem Schub eines Morbus Crohn eine Remission erreicht werden, berichtete Prof. Helwig. Die CD-TREAT-Diät verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Dabei werden über sieben Tage natürliche Nahrungsbestandteile präferiert, Gluten, Laktose und Alkohol weggelassen und mit Makronährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen ergänzt. Mit dieser Ernährung konnten ähnlich wie bei der EEN die Beschwerden sowie die Enzündungsaktivität bei Morbus Crohn reduziert werden. Warum diese Ernährungsinterventionen nur bei Morbus Crohn gut wirksam sind, nicht aber bei Colitis ulcerosa, ist unklar, meinte Prof. Helwig.
Für den Alltag sind die Diäten schwierig umzusetzen, gab er zu. Er empfahl, Patienten mit CED pauschal dazu zu raten, ultraprozessierte Nahrungsmittel zu meiden und viel Obst, Salat und Gemüse zu sich zu nehmen. Am Ende sei auch bei CED die als „mediterrane Ernährung“ bezeichnete Kostform günstig.
Quelle: Viszeralmedizin 2023