Akne bei Erwachsenen: Gibt es einen Zusammenhang mit der westlichen Ernährungsweise?

Autor: Michael Brendler

Zucker, Fett und Milch: Mitesser scheinen das zu mögen. Zucker, Fett und Milch: Mitesser scheinen das zu mögen. © iStock/MarioGuti

Jeder Dritte Akne-Patient ist sich sicher, dass sein Hautbild mit der Ernährung zusammenhängt. Tatsächlich können zu viel Milch und eine hochglykämische Diät die Akneentstehung hormonell begünstigen.

Jeder zweite über 25-Jährige leidet unter einer Akne oder ähnlichen Problemen – zumindest gilt das in westlichen Ländern. Bei den einen hat die Hautkrankheit nach der Pubertät kein Ende gefunden, bei den anderen entwickelt sie sich erst später. Der Verdacht, dass bei diesem Phänomen die Ernährung eine Rolle spielt, existiert schon länger.

Die Hypothese: Die Spiegel von Insulin und Insulin-like growth factor 1 werden durch Milch sowie Essen mit hohem glykämischen Index in die Höhe getrieben. Die Hormone fördern Inflammation, Talgbildung bzw. die Produktion von Androgenen – und damit Faktoren, die bei der Akneentstehung eine Rolle spielen.

Laetitia Penso vom Epidemiology and Statistics Research Centre, University of Paris, und Kollegen wollten es genauer wissen und haben 24.452 Teilnehmer der seit 2009 laufenden französischen NutriNet-Santé-Studie befragt. In deren Rahmen müssen die Probanden alle sechs Monate Auskunft über ihre aktuellen Ernährungsgewohnheiten geben. Zudem hatten die ausgewählten Teilnehmer in der Vergangenheit Fragebogen über gegenwärtige und frühere Hautprobleme ausgefüllt sowie über Gesundheit und Lebensumstände.

Eine Portion fettiges und zuckerhaltiges Essen war demnach umgerechnet mit einem um 54 % höheren Aknerisiko assoziiert. Süße Softdrinks schlugen pro Glas mit einem Plus von 18 %, Milch mit 12 % zu Buche, selbst nachdem die Wissenschaftler möglicherweise verfälschende Einflussfaktoren berücksichtigt hatten. Kausale Rückschlüsse waren durch das Studiendesign nicht möglich.

„Unsere Ergebnisse scheinen die Hypothese zu unterstützen, dass westliche Ernährungsgewohnheiten mit Akne im Erwachsenenalter assoziiert sind“, formulieren Laetitia Penso und ihr Team vorsichtig. Allerdings sind die Zusammenhänge nur schwach signifikant und die beobachteten Effektstärken relativ gering, gibt Dr. John S. Barbieri von der Dermatologie der Perelman School of Medicine in Philadelphia in seinem begleitenden Kommentar zu bedenken. Er bezweifelt daher, dass diese Zusammenhänge bei vielen Patienten wirklich einen klinisch relevanten Einfluss ausüben.

Quellen:
1. Penso L et al. JAMA Dermatol 2020; 156: 854-862; DOI: 10.1001/jamadermatol.2020.1602
2. Barbieri JS. A.a.O.: 841-843; DOI: 10.1001/jamadermatol.2020.1601