Neurodermitis und Akne Die Haut unter der Lupe
Auffallend viele Menschen, die wegen atopischer Dermatitis mit Januskinase-1-Inhibitoren behandelt werden, bekommen es zugleich mit einer moderaten Akne zu tun. Um mehr über den Zusammenhang zwischen den beiden Krankheitsbildern herauszufinden, haben dänische Wissenschaftler die Gesundheitsdaten von 6.600 Patienten mit atopischem Ekzem mit denen von 66.000 passenden Kontrollpersonen ohne die chronisch-rezidivierende Hauterkrankung verglichen.
Der Auswertung zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, zusätzlich zum atopischen Ekzem an Akne zu erkranken, nicht erhöht: Für Personen mit Neurodermitis betrug die Zwölf-Monats-Prävalenz für Akne 3,9 %, in der allgemeinen Bevölkerung lag sie bei 3,7 % (Hazard Ratio, HR, 0,96). Am wahrscheinlichsten traten die Komedonen, Pusteln und Papeln in der Altersgruppe der 12- bis 18-Jährigen Atopiker auf, wobei Mädchen etwas stärker betroffen waren als Jungen. Auffallend war, dass die Neurodermitispatienten deutlich seltener wegen schwerer Akne einer Behandlung bedurften als die Kontrollpersonen (HR 0,59) – v.a. im Jugend- und frühen Erwachsenenalter. Mit den Jahren nahm die Gefahr zu, sich neben dem Ekzem auch noch mit Mitessern und Eiterpickeln herumschlagen zu müssen: Im Alter von 30 bis 39 stieg das Aknerisiko gegenüber der Allgemeinbevölkerung um 41 % (HR 1,41) an, nach dem 40. Geburtstag war es verdoppelt (HR 2,07).
Ursache für die erhöhte Akneneigung bei den älteren Neurodermitispatienten könnte die schwerere Ausprägung des atopischen Ekzems in dieser Lebensphase und damit die häufigere Anwendung komedogener Cremes und topischer Kortikosteroide auch im Gesicht sein, vermuten die Autoren. Möglicherweise gehen ältere Menschen mit atopischer Dermatitis auch seltener in die Sonne, was wiederum die Akne gedeihen lassen dürfte.
Quelle: Thyssen JP et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022; 36: 890-896; DOI: 10.1111/jdv.18027