
Wenn die Blase die Nerven verliert Was hilft gegen einen hyperaktiven Detrusor vesicae bei Parkinson?

Bis zu 70 % aller Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson berichten über Probleme mit der Miktion. Grund für die Blasenfunktionsstörungen sind in diesen Fällen wahrscheinlich die Degeneration von Nervenzellen im Bereich der Basalganglien sowie die Störung zerebraler Regelkreise. Daraus kann eine Detrusorhyperreflexie folgen. Diese lasse sich in der urodynamischen Untersuchung bei 45–98 % der Parkinsonerkrankten nachweisen, schreibt PD Dr. Dr. Stephanie Knüpfer vom Universitätsklinikum Bonn.
Rund drei Viertel der Betroffenen leiden einer weiteren Studie zufolge an einer Nykturie. Mit je etwa einem Drittel waren imperativer Harndrang und Pollakisurie seltener festzustellen. Neben dem überaktiven Detrusor kann auch der Tonus des Sphincter urethrae externus erhöht sein, es resultiert eine Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie. Mögliche Beschwerden bei der Parkinsonkrankheit sind zudem Harnverhalt und erschwerte Miktion mit hohem Restharnvolumen.
Weitere Ursachen für die urologischen Symptome sind urogenitale Erkrankungen wie eine benigne Prostatahyperplasie oder eine Harnröhrenstriktur. Auch an Nebenwirkungen von Parkinson-Therapeutika wie L-Dopa und v. a. Anticholinergika ist zu denken. Letztere blockieren die Muskarinrezeptoren der glatten Muskulatur des Detrusors und können zur Hypokontraktilität führen. Zugleich werden Anticholinergika bei Parkinsonkranken seit Langem angewendet, um die bei vielen vorliegende Detrusorhyperaktivität zu verringern.
Zur Therapie sollten mindestens zwei unterschiedliche Präparate mindestens vier, besser sechs Wochen lang ausprobiert werden. Viele Behandelte brechen die Therapie allerdings wegen unerwünschter Wirkungen ab – 60 % leiden zum Beispiel an Mundtrockenheit oder Obstipation. Gerade bei älteren Menschen besteht das Risiko von Halluzinationen und kognitivem Abbau. Es kann zudem bei hoher Dosierung der Anticholinergika zur Restharnbildung kommen.
Führt die Pharmakotherapie nicht zum Erfolg, stehen alternativ die Neurostimulation sakraler Nerven, chirurgische Möglichkeiten der Blasenaugmentation oder – als Ultima Ratio – der Harnblasenersatz zur Verfügung. Deutlich weniger belastend ist die minimalinvasive transurethrale Injektion von Botulinumtoxin A in den Detrusor. Das potente Neurotoxin führt zu einer vorübergehenden „Schwäche“ des Muskels und wirkt damit den Symptomen der Detrusorüberaktivität entgegen.
Laut Studien verbessert eine Botulinumtoxin-A-Behandlung die Kontinenz und urodynamische Parameter, die Betroffenen sind allgemein zufriedener.
Gefahr eines Harnverhalts ist nur gering
Die Therapie ist recht gut verträglich. An Nebenwirkungen können Injektionsschmerz, Harnwegsinfekte, Hämaturie oder ein Harnverhalt auftreten. Da der Miktionsreflex bei Parkinsonerkrankten noch funktioniert, ist die Gefahr eines Harnverhalts eher gering. Die Autorin weist darauf hin, dass jede unbehandelte neurogene Blasenfunktionsstörung nicht nur die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt, sondern auch die Harnwege schwer schädigen kann. Daher sind eine zeitnahe Diagnose und Behandlung essenziell.
Quelle: Knüpfer SC. Urologie 2025; doi: 10.1007/s00120-024-02508-y