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Forschungsgebiet Fanatismus Was sich in den Hirnen von Fußballanhängern abspielt

Autor: Dr. Vera Seifert

In ihren Studienergebnissen sehen die Fanatismusforscher einen wichtigen Beitrag, mit dem sich auch die soziale Dynamik in anderen Lebensbereichen besser verstehen lässt. In ihren Studienergebnissen sehen die Fanatismusforscher einen wichtigen Beitrag, mit dem sich auch die soziale Dynamik in anderen Lebensbereichen besser verstehen lässt. © Lee John – stock.adobe.com
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Eine Studie mit Fußballfans offenbart, was sich in deren Gehirnen bei Siegen oder Niederlagen der verehrten Mannschaft abspielt. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse für die Fanatismusforschung.

Eine Studie mit leidenschaftlichen Fußballfans offenbart, was sich in deren Köpfen bei Sieg oder Niederlage der vergötterten Mannschaft abspielt. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse für die Fanatismusforschung.

Bei Sportfans spielen neben Loyalität und Enthusiasmus auch Rivalität und Aggression eine große Rolle. Um die Gehirnaktivitäten hinter Verhaltensweisen von Personen mit hohem Fanatismuslevel zu ergründen, wählten Forscher um Dr. Francisco Zamorano von der Abteilung für Gesundheitswissenschaften der Universität San Sebastián in Santiago de Chile Fußballanhänger für ihre Studie aus.

Es nahmen 43 männliche Freiwillige, die einen der beiden populärsten und stark rivalisierenden Fußballvereine in Chile unterstützten, teil. Allen wurde eine Auswahl von Spielen mit insgesamt 63 Toren gezeigt. Währenddessen unterzogen sie sich einer funktionellen MRT. Es zeigten sich Unterschiede in der Gehirnaktivität der Fans, je nachdem, ob das favorisierte Team gewann oder verlor.

Frontaler Kortex verliert Kontrolle über die Gefühle

Im Fall eines Sieges wurde das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert. Bei einer Niederlage sprangen Hirnbereiche an, die für die Mentalisierung zuständig sind, d.h. die Fähigkeit, die innere psychische Welt von sich und anderen wahrzunehmen und zu verstehen. Dieser Effekt könnte helfen, den Schmerz eines Misserfolgs zu lindern, so die Theorie. Außerdem wurde die Verbindung zwischen dem limbischen System und dem frontalen Kortex gehemmt, was mit einer abgeschwächten Impulskontrolle einher geht und aggressives Verhalten fördert.

Soziale Bindungen, nach denen prinzipiell alle Menschen streben, entstehen oft auf dem Boden gemeinsamer Interessen, Werte oder Ansichten. Damit verbunden ist aberauch die Gefahr von Gruppendruck, was wiederum zu Zwietracht führen kann, erläutern die Wissenschaftler. Ihrer Meinung nach ist die Leidenschaft mancher Sportfans ein gutes Beispiel für starke Emotionalität sowie für zeitweise agressives und irrationales Verhalten. In ihren Studienergebnissen sehen die Fanatismusforscher einen wichtigen Beitrag, mit dem sich auch die soziale Dynamik in anderen Lebensbereichen besser verstehen lässt.

Quelle: Pressemitteilung – Radiological Society of North America