Weichei durch Omelett und Speck?
Wir halten unser Denken oft für völlig unabhängig von unserem Körper. Dabei vergessen wir, dass unser Gehirn Teil unseres Körpers ist und damit seinen biochemischen Prozessen unterliegt“, sagte Professor Dr. So Young Park. Hierzu zähle auch der Aminosäure-Haushalt, der den Hirnstoffwechsel beeinflusst und mitbestimmt, welche Neurotransmitter dem Gehirn zur Verfügung stehen. Dieser Zusammenhang sei bereits seit den 1970er-Jahren bekannt. Allerdings habe man bislang noch nie untersucht, wie sich diese Aspekte des Hirnstoffwechsels auf das Entscheidungsverhalten auswirken.
Das Ultimatum Game wurde online gespielt
Zwei aufeinander aufbauende Studien aus Lübeck, in denen man sozialpsychologische Tests mit medizinischen Analysemethoden kombinierte, haben nun erste Erkenntnisse in dieser offenen Frage geliefert, über die Studienleiterin Prof. Park berichtete. Bei beiden Untersuchungen stand das Frühstück im Mittelpunkt, da es nüchtern eingenommen wird und Ergebnisse damit nicht durch vorangegangene Mahlzeiten verfälscht werden konnten.
An der ersten nahmen 87 Probanden teil. Bei dieser Onlinestudie gaben die Teilnehmer an, was sie am Morgen zum Frühstück gegessen hatten. Dann sollten sie in einem Test, dem sogenannten Ultimatum Game (UG), auf ein „unfaires Angebot“ eines virtuellen Gegenspielers reagieren.
Beim UG geht es darum, dass zwei Akteure eine Geldsumme untereinander teilen. Dabei macht die eine Person einen Vorschlag, den die andere dann entweder akzeptieren oder ablehnen kann; geschieht letzteres, dann bekommt keiner der beiden etwas. Die Entscheidung hängt vor allem damit zusammen, ob das Gegenüber das Angebot als „fair“ oder „unfair“ empfindet. Prof. Park erklärte: „In der Regel empfinden Menschen es als fair, wenn ein Betrag hälftig aufgeteilt wird.“
Frühstücken unter Laborbedingungen
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass es einen Zusammenhang zwischen der Makronährstoffkomposition des Frühstücks und der Reaktion der Probanden auf unfaire Angebote gab. Je höher der berichtete Anteil an Kohlenhydraten im zurückliegenden Frühstück war, desto sensibler reagierten die Probanden auf „unfaire Angebote“ und lehnten den Deal ab. Umgekehrt reagierten die Studienteilnehmer toleranter auch auf unfaire Angebote, wenn sie zuvor ein Frühstück mit hohem Proteinanteil zu sich genommen hatten.
Unter Laborbedingungen, randomisiert und kontrolliert, wurde mit insgesamt 24 Probanden eine zweite Studie durchgeführt. Nun ging es darum, auch die biochemische Seite zu erfassen. Die Probanden erhielten an zwei Tagen einmal ein Frühstück, bei dem der Kohlenhydratanteil 80 % der Gesamtkalorien ausmachte, wohingegen der Protein- und Fettanteil jeweils nur bei 10 % lag.
Neurokognitive Tests drei Stunden nach dem Essen
Am zweiten Studientag wurde ihnen ein Frühstück mit gleichem Kaloriengehalt, aber einer Makronährstoffzusammensetzung gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung serviert, bei dem entsprechend 50 % der Kalorien aus Kohlenhydraten und jeweils 25 % aus Proteinen und Fett stammten. Drei Stunden nach dem Frühstück wurden verschiedene neurokognitive Tests durchgeführt, darunter auch das Ultimatum Game. Durch Blutuntersuchungen ermittelten die Forscher dann relevante stoffwechselbedingte und hormonelle Parameter.
Belohnungssystem ist direkt involviert
Die Laborstudie bestätigte die Ergebnisse der ersten Studie: Abhängig von der Zusammensetzung der Makronährstoffe im Frühstück reagierten Probanden unterschiedlich auf unfaire Angebote. Wieder waren die Probanden nach einem Frühstück mit hohem Kohlenhydratanteil sehr viel empfindlicher gegenüber unfairen Angeboten als in der Versuchsbedingung mit einer ausgeglicheneren Makronährstoffkomposition. „Es war verblüffend zu sehen, dass dieselben Personen je nach Art ihres Frühstücks unterschiedliche Entscheidungen trafen“, berichtete Prof. Park.
Weltfrieden in Sicht?
Quelle: Diabetes Kongress 2018