Cholesterin: Wie viele Eier sind zu viel?
Cholesterin ist kein Nährstoff, bei dem ein Überkonsum befürchtet werden müsste, befanden die Wissenschaftler, die offiziell die US-Ministerien für Gesundheit und Landwirtschaft beraten. Sie bezweifelten einen Zusammenhang zwischen konsumiertem Cholesterin und den Serum-Cholesterinwerten aufgrund fehlender Evidenz (d. Red.). Dieses Statement wurde 2015 in den US-Richtlinien berücksichtigt und hat seit dem für heftige Kritik gesorgt.
Dr. Victor W. Zhong von der Abteilung für Präventive Medizin der Feinberg School of Medicine der Northwestern Universität in Chicago und seine Kollegen überprüften die Evidenz anhand bisheriger Studien aus den Jahren 1988–2005.1 Insgesamt werteten sie die Daten von 29 615 Probanden aus sechs großen US-Studien-Kohorten aus.
Die restliche Ernährung hatte wenig Einfluss
Die im Mittel 52-Jährigen aßen durchschnittlich 0,34 Eier am Tag und nahmen etwa 285 mg Cholesterol zu sich. Jedes halbe Ei (≙ 93 mg Cholesterin), das eine der Versuchspersonen täglich mehr konsumierte, steigerte das absolute Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK), Schlaganfall, sowie KHK bedingte und nicht-KHK-bedingte Mortalität um 1,11 %. Das absolute Mortalitätsrisiko wuchs um 1,93 %. Dabei ließ sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Ei-Konsum und KHK-Ereignissen bzw. Gesamtmortalität zeigen. Die restliche gesunde oder ungesunde Ernährung hatte dagegen wenig Einfluss.
Es gibt sie: Leute, die mehr als zwei Eier pro Tag essen
Obwohl die Ergebnisse statistisch signifikant sind, sieht Dr. Robert H. Eckel von der University of Colorado School of Medicine die klinische Relevanz für die Allgemeinheit in einem begleitenden Kommentar kritisch.2 Denn der Durchschnittsamerikaner müsste seinen Konsum von 3–4 Eiern pro Woche auf 1–2 pro Tag verdoppeln. Dennoch dürfe man die potenzielle Gefahr einer zu cholesterinreichen Ernährung für den Einzelnen nicht vernachlässigen. Denn 2 % der untersuchten Kohorte verspeisten mehr als zwei Eier am Tag und nahmen somit täglich über 600 mg Cholesterin zu sich. In dieser Gruppe lag die Wahrscheinlichkeit einer KHK nun nicht mehr bei 6 %, sondern bei 34 % und die Gesamtmortalität stieg von 8 % auf 38 %. Dr. Zhong und seine Kollegen sind der Meinung, dass die Unbedenklichkeit, die dem Cholesterin durch die US-Richtlinien ausgestellt wurde, schädlich für die Prävention kardiovaskulärer Krankheiten sein könnte.
Über Fleisch nimmt man mehr Cholesterin zu sich
Was nicht heißt, dass andere Faktoren keine Rolle spielten. Denn auch eine generell stark cholesterinreiche Ernährung ließ das kardiovaskuläre Risiko um 3,3 % pro zusätzlichen 300 mg Cholesterin täglich steigen. Fleisch trug z.B. zu 42 % zur Gesamtmenge des aufgenommenen Cholesterins bei, Eier nur zu 25 %.
1. Zhong VW et al. JAMA 2019; 321: 1081-1095
2. Eckel RH. A.a.O.: 1055-1056