Lipidbestimmung: Patienten müssen keineswegs nüchtern in die Praxis kommen
Schon seit den 1970er-Jahren gab es in Studien immer wieder Beweise dafür, dass es nur einen geringen Unterschied für die Bestimmung des kardiovaskulären Risikos macht, ob Blut-Cholesterinwerte nüchtern oder nach einer Mahlzeit bestimmt werden. Die bisherigen Studien zogen den Vergleich aber stets zwischen ganzen Studienpopulationen.
Dr. Samia Mora und ihre Kollegen vom Brigham and Women’s Hospital in Boston untersuchten dagegen, wie sich die Sache bei ein und demselben Patienten verhält. Dazu werteten sie die Daten von 8270 vorwiegend männlichen Patienten der ASCOT-LLA*-Studie aus, von denen mit einem vierwöchigen Abstand Lipidwerte sowohl im Nüchternstatus als auch nach der Messung im nicht nüchternen Zustand vorlagen.
Während die Triglyceride nach einer Mahlzeit etwas höher lagen, unterschieden sich die Cholesterinwerte nur unwesentlich. Auch die Assoziation zwischen Lipidspiegel und koronaren Ereignissen (nicht-tödlicher oder tödlicher Herzinfarkt) war unabhängig davon, ob Patienten vor der Blutentnahme etwas gegessen hatten oder nicht. Gleiches galt für andere kardiovaskuläre Ereignisse einschließlich Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod. Auch der Präventionsarm (Atorvastatin 10 mg/d) unterschied sich diesbezüglich nicht.
Beide Werte eignen sich gleich gut, um Patienten in die entsprechende Risikokategorie einzuordnen, schließen die Autoren. Dass man für die Lipidbestimmung folglich nicht nüchtern sein muss, könnte zusätzlich die Durchführung des Screenings vereinfachen. Auch die Entscheidung, ob bei Patienten eine Statintherapie indiziert ist, lasse sich auf Grundlage eines nicht im Nüchternzustand abgenommen Wertes treffen.
* Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial – Lipid Lowering Arm
Quelle: Mora S et al. JAMA Intern Med 2019; 179: 898-905