Wie sich Stiche von Wanzen und Flöhen unterscheiden
Kurz vor dem Einschlafen bemerkte der Mann, dass ihn irgendetwas stach. Die Bettdecke fühlte sich kratzig an. Kurzum: Aus der Nachtruhe wurde erst einmal nichts, der Hotelgast entschloss sich zu duschen – in der Hoffnung auf Linderung. Daraufhin ließen die lästigen Missempfindungen nach. Die kratzende Bettdecke verbannte der Urlauber sicherheitshalber auf einen Stuhl.
Wochenlang Symptome trotz Kortisontherapie
Tags drauf hatte der Mann etliche, entzündlich gerötete Hautveränderungen an Armen und Beinen. Die Papeln und Maculae fingen im Tagesverlauf – mit zunehmender süditalienischer Hitze – heftig an zu jucken. Vor allem an Armen, Beinen und im Gesicht entstanden Papulovesikel und Blasen mit wasserklarem Inhalt.
Antihistaminika und die Kühlung der juckenden Haut brachten ein wenig Entlastung. Doch zwei Tage später nahm der Juckreiz wieder zu, die Haut begann zu schmerzen. Das Abpunktieren des Blaseninhalts linderte zwar die Schmerzen, doch der Juckreiz blieb. Der Patient fühlte sich schlapp, war subfebril und hatte eine Leukozytose.
Antibiotika, topische und systemische Kortisonbehandlung besserten die Beschwerden zwar, doch einige Effloreszenzen und Papeln persistierten auch nach acht Wochen noch. Das Gleiche galt für den Juckreiz. Auch andere Hotelgäste berichteten über ähnliche Hautveränderungen – allerdings meist geringer ausgeprägt.
Wanzen lieben es textilfrei
Der abrupte Beginn der Symptomatik und die juckenden Hautläsionen deuteten auf eine Epizoonose hin: sprich Bettwanzen oder Flöhe! Diese lassen sich recht gut durch bestimmte Vorlieben unterscheiden.
Flöhe, Siphonaptera, machen nicht vor Textilien halt und stechen am ganzen Körper zu. Bettwanzen, Cimex lectularius, hinterlassen dagegen typische Wanzenstich-Straßen als sogenanntes „breakfast-lunch-dinner-sign“ – und zwar bevorzugt an textilfreien Zonen.
Fünf bis sieben Millimeter sind die lichtscheuen Wanzen groß und sie bewegen sich mit der Geschwindigkeit von Ameisen. Die Reaktionen auf Wanzenstiche fallen individuell unterschiedlich aus. Behandelt wird symptomatisch mit Kühlung und topischen Steroiden.
Bei starkem Juckreiz können auch oral sedierende Antihistaminika gegeben werden. Bei begründetem Verdacht (rezidivierende Symptome) muss gegebenenfalls ein Kammerjäger zur Sanierung der häuslichen Umgebung hinzugezogen werden.
Quelle: Konrad Friedrich Stock et al., Bayerisches Ärzteblatt 2012; 67: 429