Wirbelsäulenmetastasen können sich mit nächtlichen Schmerzen bemerkbar machen
Am häufigsten streuen Mamma-, Prostata- und Lungenkarzinome in die Wirbelsäule. Sie machen zusammen 70 bis 80 % der Primärtumoren aus, erklärte Professor Dr. Eberhard Uhl, Chef der Neurochirurgie am Universitätsklinikum Gießen. In bis zu 10 % der Fälle lässt sich kein Primarius finden.
Bei drei von vier Patienten sitzen die Metastasen in der Brustwirbelsäule. Zur malignen Rückenmarkskompression kommt es, wenn der Tumor sich in den Epiduralraum ausbreitet oder wenn der Wirbel kollabiert und Knochenfragmente in den Spinalkanal drängen. Ödematöse Schwellungen verstärken den Druck auf das Rückenmark, neurologische Ausfälle können die Folge sein. Das kommt jedoch eher selten vor (10–15 %), Schmerzen sind bei Weitem das häufigste Symptom.
Umso wichtiger ist es, auf „Red Flags“ zu achten, wenn ein Patient über Rückenschmerzen klagt. Der Schmerz kann lokal, radikulär oder pseudoradikulär daherkommen und tritt zumeist vor allen anderen Symptomen auf. Die Schmerzintensität nimmt im Verlauf zu. Wachsamkeit ist natürlich gefragt, wenn schon eine Tumorerkrankung in der Anamnese bekannt ist, aber auch bei:
- höherem Lebensalter
- B-Symptomen wie Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit oder rascher Ermüdbarkeit
- Schmerz, der in Rückenlage zunimmt
- starken nächtlichen Schmerzen
„Natürlich können wir nicht jeden Patienten mit Rückenschmerzen ins MRT schieben“, sagte Prof. Uhl. „Aber bei solchen Symptomen muss man darüber nachdenken, den Patienten einer Diagnostik zuzuführen.“ Viele Patienten klagen auch über Sensibilitätsstörungen, etwa einer aufsteigenden Taubheit in den Extremitäten oder Parästhesien. Gangstörungen kommen häufig vor, sie verstärken sich in Dunkelheit, weil die Tiefensensibilität fehlt. Ausgeprägte Blasen- oder Mastdarmstörungen finden sich meist erst im Spätstadium der Myelonkompression. Liegen neurologische Symptome vor, duldet die Abklärung keinen Aufschub.