Training trotz Wirbelsäulenmetastasen lindert Angst und Schmerzen
Körperliche Ertüchtigung gehört heute zur Tumorbehandlung wie Stahl, Strahl und Chemotherapie. Instabile ossäre Metastasen, vor allem an der Wirbelsäule, gelten jedoch noch immer als Kontraindikation für Muskeltraining. Das ist bedauerlich, denn Bewegung stellt das Mittel schlechthin gegen den schmerzenden Rücken dar.
Dr. Tanja Sprave, Leiterin der Bone Cancer Research Group am Universitätsklinikum Heidelberg, stellte nun die Ergebnisse einer Studie vor, nach denen diese strikte Empfehlung aufgeweicht werden könnte. Die Forscher unterzogen Patienten mit stabilen Knochenmetastasen zunächst einem isometrischen Training der autochthonen paravertebralen Muskulatur zusätzlich zur Radiatio.
Trainierte Teilnehmer wiesen nach wenigen kurzen Einheiten geringere Fatigue-, Angst- und Schmerzwerte auf als jene, die nur bestrahlt wurden und Entspannungsübungen absolvierten. Die Hälfte war komplett schmerzfrei. Außerdem nahm die Knochendichte an der Wirbelsäule signifikant zu. Die Ergebnisse blieben über den Beobachtungszeitraum von sechs Monaten stabil.
Frakturen mit und ohne Stütze gleich häufig
Aufbauend auf diesen Ergebnissen soll nun eine zweite Studie an 60 Patienten mit instabilen Metastasen folgen. Eine retrospektive Analyse von mehr als 900 hausinternen Patienten zeigte, dass pathologische Frakturen mit und ohne Korsett nahezu gleich häufig auftreten. Für die Teilnehmer bedeutet das, fünfmal pro Woche ohne Stütze Sport zu treiben.
Patienten mögen Korsetts ohnehin nicht, sie fühlen sich dadurch stigmatisiert. Bisher sind 30 Teilnehmer rekrutiert. Dr. Sprave hofft, die Ergebnisse Mitte 2019 vorlegen und damit vielleicht sogar die Leitlinien infrage stellen zu können.