Checkpoint-Inhibitoren Die Haut als Indikator

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren zeigt sich oft durch immunvermittelte Nebenwirkungen an der Haut. Die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren zeigt sich oft durch immunvermittelte Nebenwirkungen an der Haut. © Ольга Тернавская – stock.adobe.com

Immunvermittelte Nebenwirkungen an der Haut gehören zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen von Checkpoint-Inhibitoren. Ihr Auftreten hängt möglicherweise mit verbesserten Überlebenschancen zusammen.

Die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren geht teilweise, aufgrund ihres aktivierenden Effektes auf das Immunsystem, mit immunvermittelten unerwünschten Wirkungen (irAE) einher. So leiden etwa 30–60 % aller behandelten Patient:innen an kutanen irAE. Diese umfassen zum Beispiel Exantheme, lichenoide Reaktionen, Dermatitis, Psoriasis, Vitiligo, bullöse Störungen, das Stevens-Johnson-Syndrom und die toxische epidermale Nekrolyse. 

Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse gingen Forschende um Dr. ­Yaxin ­Du von der Southeast University in Nanjing jetzt der Frage nach, ob ein Zusammenhang zwischen kutanen irAE und den Behandlungsergebnissen besteht. In ihre Auswertung bezogen sie 23 Studien an insgesamt 22.749 Patient:innen mit malignen Tumoren ein, die eine CPI-Therapie erhalten hatten. Die wichtigsten Endpunkte waren OS und PFS. Darüber hinaus führten die Autor:innen Subgruppenanalysen nach Krebsart, kutaner irAE, geografischer Region, Studiendesign und CPI-Typ durch.

Das Auftreten von kutanen irAE erwies sich als signifikant mit einem verbesserten OS (HR 0,61; p < 0,001) und PFS (HR 0,52; p < 0,001) assoziiert. Die Ergebnisse waren in allen Subgruppen konsistent. Lediglich in den Studien aus den USA (n = 7) ließen sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des PFS feststellen.

Häufige Nebenwirkungen

In der Subgruppenanalyse, in der nach Art der Hautnebenwirkung stratifiziert wurde, waren folgende kutane irAE mit einem signifikanten Vorteil im OS assoziiert:

  • Ekzeme (HR 0,69; p = 0,02), 
  • lichenoide oder Lichen-planus-artige Hautläsionen (HR 0,51; p < 0,001), 
  • Pruritus ohne Ausschlag (HR 0,70; p < 0,001), 
  • Psoriasis (HR 0,63; p = 0,001) und
  • Vitiligo (HR 0,30; p < 0,001). 

Hinsichtlich des PFS zeigte sich ein signifikanter Benefit nur bei Auftreten von Vitiligo (HR 0,28; p < 0,001). Keine Unterschiede im OS oder PFS stellten die Forschenden für das bullöse Pemphigoid und Exanthem fest.

Eingeschlossene Studien

Mit Ausnahme von zwei Studien, in denen CTLA-4-Inhibitoren untersucht wurden, lag der Fokus auf PD(-L1)-Inhibitoren. In den meisten Fällen handelte es sich um retrospektive Untersuchungen (n = 21). Die häufigste Indikation war das Melanom (n = 9), gefolgt von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (n = 7). Die restlichen Studien wurden an Patient:innen mit meta­stasierendem Nierenzellkrebs (n = 1) bzw. gemischten Tumortypen (n = 6) durchgeführt. Ein Zusammenhang zwischen kutanen irAE und dem OS bzw. dem PFS wurde in 20 bzw. 16 Studien ermittelt.

„In dieser systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse wurde ein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von kutanen irAE und einer verbesserten Krebsprognose bei Patient:innen, die eine CPI-Behandlung erhalten, festgestellt“, fassen die Autor:innen ihre Auswertung zusammen. „Diese Daten legen nahe, dass kutane irAE einen nützlichen prognostischen Wert für die CPI-Behandlung haben.“ Um den Zusammenhang mit dem Überleben zu validieren, seien weitere groß angelegte prospektive Studien erforderlich, insbesondere für verschiedene Grade von kutanen irAE und Zusammenhänge mit Nebenwirkungen in anderen Organsystemen.

Quelle:
Du Y et al. JAMA Dermatol 2023; 159: 1093-1101; DOI: 10.1001/jamadermatol.2023.3003