Zu Weihnachten entlassene Patienten haben ein höheres Sterberisiko
Patienten, die am Wochenende das Krankenhaus verlassen, sind im Schnitt jünger und gesünder als die Dagebliebenen. Für Entlassungen in der Urlaubszeit scheint das nicht zu gelten: Klinikpatienten, die während der Weihnachts- und Silvesterferien nach Hause gehen, haben ein um 1,2 % höheres Sterbe- und Wiederaufnahmerisiko als ihre Leidensgenossen. Das zeigten Lauren Lapointe-Shaw vom General Hospital im kanadischen Toronto und ihre Kollegen, die die Daten von insgesamt 670 000 Patienten aus insgesamt 14 Jahren analysiert hatten. Innerhalb der ersten ein bzw. zwei Wochen war solch ein Ausgang sogar noch wahrscheinlicher (1,5 bzw. 1,6 %). Pro 100 000 Entlassenen sind dem Urlaubseffekt 26 Todesfälle, 188 Wiederaufnahmen und 483 Notfallambulanz-Besuche zuzuschreiben.
Anzeichen für die Ursachen fanden sich ebenfalls in den Akten: Denn die Zahl der Betroffenen, die in den folgenden sieben oder vierzehn Tagen erneut einen Arzt zur Nachbetreuung sahen, lag deutlich unter der in den anderen Monaten. „Wir glauben, dass die Zeit zwischen den Jahren eine vulnerable Periode für Patienten ist, weil die verminderte Verfügbarkeit von medizinischem Personal womöglich zu einer schlechteren Koordination der Nachbetreuung und einem schlechteren Zugang zur ambulanten Versorgung führt“, schreiben die Autoren. Damit würden auch die Chancen sinken, auftretende Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Die Wissenschaftler schließen aber auch nicht aus, dass manchem Kranken auch der Feiertagsstress auf die Gesundheit schlägt. „Statt die Patienten möglichst schnell nach Hause zu entlassen, sollten Klinikärzte mehr Mühe darauf verwenden, die Nachbetreuung zu organisieren“, lautet ihr Fazit. Andernfalls könnte es passieren, dass diese schnell als ungewollte Geschenke zurückkehren. mic
Quelle: Lapointe-Shaw L et al. BMJ 2018; 363: k4481