Metabolisches Syndrom Zuwachsraten um 20 % in zehn Jahren
Das Vorliegen eines metabolischen Syndroms erhöht das Risiko für ernste Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkomplikation ganz erheblich. Erstaunlicherweise liegen für Deutschland aber kaum Daten zur Prävalenz des sogenannten tödlichen Quartetts vor und dazu, wer besonders davon betroffen ist.
Das mag u.a. daran liegen, dass hierzulande keine eigene Kodierung für die Störung existiert: Alle Krankheitsbilder wie Adipositas, Typ-2-Diabetes, Hypertonie und Dyslipidämie werden separat erfasst, schreiben Sabrina Schütte vom Stabsbereich Versorgungsforschung der AOK Niedersachsen in Hannover und ihre Kollegen. Erschwerend kommt hinzu, dass die für das Syndrom ausschlaggebenden Krankheitsbilder international nicht einheitlich definiert sind.
Jeder Vierte wies ein metabolisches Syndrom auf
Anhand von Daten der AOK Niedersachsen ermittelten die Forscher die Prävalenz des Syndroms bei den mehr als 2,1 Millionen Versicherten des Unternehmens. Nach ihrer Definition lag ein metabolisches Syndrom dann vor, wenn zwei der vier oben genannten Störungen diagnostiziert worden waren. Für das Jahr 2019 traf das auf gut jeden vierten Versicherten zu (25,7 %).
Häufigste Einzeldiagnose war demnach Hypertonie (36,3 %), gefolgt von Fettstoffwechselstörungen (21,7 %), Adipositas (16,9 %) und Typ-2-Diabetes (11,8 %). Der Anteil von Frauen lag höher als der der Männer (27,1 % vs. 24,3 %), Ältere (65- bis 74-Jährige) waren häufiger betroffen als Jüngere.
Bildungsgrad beeinflusst das Erkrankungsrisiko
Bei gut jedem Zehnten bestanden drei der vier Erkrankungen, bei 3 % alle vier. Sorge macht den Fachleuten die Prävalenzzunahme des metabolischen Syndroms um relative 20 % über die vergangenen zehn Jahre.
Das Autorenteam zeigte außerdem, dass in der untersuchten Gruppe Versicherte mit höherem Schulabschluss wie Abitur oder Fachabitur knapp halb so oft erkrankten wie solche mit Hauptschulabschluss. Am geringsten war das Risko für Hochschulabsolventen.
Quelle: Schütte S et al. Inn Med 2023; 64: 482-489; DOI: 10.1007/s00108-023-01510-4