
Blaumacher sollte man sich vorknöpfen Zyanose verlangt immer nach schneller und exakter Abklärung

Nehmen Haut, Schleimhäute, Lippen oder Fingernägel eine bläuliche Tönung an, kann das durch eine ganze Reihe von Erkrankungen verursacht sein. Bei der sogenannten echten Zyanose kommt es durch sauerstoffarmes Hämoglobin im Blut zu der Blaufärbung. Von einer Pseudozyanose spricht man, wenn sich exogene Pigmente in der Haut ablagern und diese blau verfärben, schreiben PD Dr. Anna Frey, Medizinische Klinik I des Uniklinikums Würzburg, und Dr. Nils Arne Kraus, Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim.
Zur echten Zyanose kann es beispielsweise schon bei leichter Unterkühlung kommen. Meist wird aber ein entsprechender Befund im Zusammenhang mit einer Grunderkrankung erhoben, etwa bei Neugeborenen mit Herzfehler.
Die Wahrscheinlichkeit steigt im Laufe des Lebens
Beim Erwachsenen ist die Blausucht in der Regel Ausdruck einer chronischen, fortgeschrittenen Grunderkrankung oder sie manifestiert sich im Rahmen von Dekompensationen. Im Laufe des Lebens steigt das Risiko mehr und mehr an, da die Prävalenz kardialer, pulmonaler und weiterer Grundleiden mit dem Alter naturgemäß zunimmt. Eine neu aufgetretene Blau- oder Graufärbung unklarer Genese weist zunächst immer auf einen bedrohlichen Zustand hin, der eine rasche Diagnostik und Therapie erfordert, betonen Dr. Frey und Dr. Kraus.
Wichtige Differenzialdiagnosen bei Zyanose
Ursache | Differenzialdiagnosen |
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kardial |
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vaskulär (Akrozyanose) |
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pulmonal |
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hämatologisch |
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Sonstiges |
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Um den Ursachen für die blaue Haut auf die Spur zu kommen, ist zunächst eine ausführliche Anamnese erforderlich: Seit wann besteht die Verfärbung? Geht sie mit Schmerzen oder Luftnot einher? Tritt die Zyanose in Abhängigkeit von Belastung oder bei einer bestimmten Witterung auf? Liegen Grunderkrankungen vor?
Bei der körperlichen Untersuchung werden Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz, Temperatur und periphere Sauerstoffsättigung erfasst und die Patientin oder der Patient von Kopf bis Fuß sorgfältig begutachtet. Mithilfe der arteriellen Blutgasanalyse wird geklärt, ob eine Hypoxämie oder eine Methämoglobinämie vorliegt. Bestätigt sich eine Hypoxämie und ist der Zustand der Patientin oder des Patienten kritisch, folgt so schnell wie möglich eine Echokardiografie.
Ergibt diese Untersuchung eine akute Rechtsherzbelastung, schließt sich eine Thorax-CT mit Kontrastmittel an, um eine Lungenarterienembolie auszuschließen oder zu bestätigen. Zeigt das Herzecho hingegen eine eingeschränkte Funktion oder eine Wandbewegungsstörungen des linken Ventrikels, fahndet man mittels Herzkatheteruntersuchung nach einer kardialen Ursache. Bei nachgewiesener Hypoxämie, aber stabilem klinischem Zustand der betroffenen Person sollte mittels Spirometrie, Herzecho, Röntgen-Thorax-Untersuchung und gegebenenfalls Thorax-CT nach pathologischen Veränderungen an Herz oder Lunge gesucht werden.
Autoimmunerkrankungen und Medikamente als Auslöser
Was aber ist, wenn die arterielle Blutgasanalyse keine Hypoxämie anzeigt? In diesem Fall könnte eine Methämoglobinämie vorliegen. Möglicherweise sind auch Vasospasmen im Zuge eines Raynaud-Syndroms der Auslöser. Dann wäre etwa nach einer autoimmunen Störung zu suchen oder nach Medikamenten, die die Verfärbung verursachen könnten.
Zentrale vs. periphere Ursachen
- Eine zentrale Zyanose entsteht bei verminderter Sauerstoffsättigung des Blutes. Sie ist entweder kardial oder pulmonal bedingt.
- Ursache einer peripheren Zyanose ist ein erhöhter Sauerstoffbedarf in der Peripherie, der als Akrozyanose in Erscheinung tritt. Das Raynaud-Syndrom gilt als eine spezielle Unterart der peripheren Zyanose.
Der Verlauf und die Prognose einer Zyanose hängen vom jeweiligen Grundleiden ab. Bei chronischen Erkrankungen im Erwachsenenalter wie einer COPD oder einer Herzinsuffizienz signalisiert die Zyanose eine weit fortgeschrittene Störung. Die Prognose ist in diesen Fällen eher schecht.
Quelle: Frey A, Kraus A. Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: 110-113; DOI: 10.1055/a-2379-2055