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Ärzte verordnen weniger Antibiotika bei akuten Atemwegserkrankungen

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Die bedachte Verordnung von Antibiotika ist das zentrale Mittel im Kampf gegen Resistenzbildung. Die bedachte Verordnung von Antibiotika ist das zentrale Mittel im Kampf gegen Resistenzbildung. © iStock/Cimmerian
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Ärzte verordnen bei Atemwegserkrankungen oft Antibiotika, auch, weil Patienten Druck machen. Dass es auch anders geht, zeigt das Innovationsfondsprojekt „RESISTenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“. Die Verordnungsraten ließen sich u.a. durch gute Kommunikation mit den Erkrankten um 22 Prozent senken, wie die Evaluation belegt.

2460 Haus-, Kinder- und HNO-Ärzte haben bewiesen, dass sich mit Wissensauffrischung und der richtigen Patienteninformation die Rate an Antibiotikaverordnungen deutlich senken lässt. Gelungen ist dies bei dem Innovationsfondsprojekt „RESIST – Resistenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz“.

Beteiligt waren der Ersatzkassenverband vdek, die KBV sowie acht KVen. Versorgt wurden eine Million Versicherte. Die Ärzte nahmen an Fortbildungen teil und erhielten Flyer, Praxisposter und ein „Infozept“ (statt Rezept) mit Tipps zum Umgang mit Erkältungskrankheiten.

Der Erfolg: Die Antibiotika-Verordnungsrate konnte von 26 % in der Wintersaison 2016/17 auf 20 % in der Saison 2018/19 gesenkt werden. Das sei selbst vor dem Hintergrund eines hierzulande insgesamt rückläufigen Trends von Antibiotikaverordnungen ein erhebliches Ergebnis, meint Studienautorin ­Maike Schulz vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung. Als positives Beispiel führt sie Brandenburg an: Im Zeitraum Q4/2018 bis Q1/2019 verordneten die Projektteilnehmer nur 29 % ihrer Patienten mit Infektion der unteren Atemwege ein Antibiotikum, während dies bei 48 % der entsprechenden Patienten der nicht teilnehmenden Brandenburger Ärzte der Fall war.

Professor Dr. Attila Altiner, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Rostock, hält es für wichtig, schon früh in der Kommunikation mit Patienten bei entsprechender Erwartungshaltung „den Druck rauszunehmen“. Dies sei z.B. mit dem Satz möglich: „Manche Patienten erwarten in dieser Situation, dass sie mithilfe eines Antibiotikums schneller gesund werden.“ In den allermeisten Fällen würden Patienten dann sagen, sie erwarteten das eigentlich nicht.

Schaden-Nutzen-Relation sollte angesprochen werden

Wichtig sei auch die Information über den natürlichen Verlauf von Atemwegserkrankungen und die Thematisierung der Nutzen-Schaden-Relation einer Antibiotikaverordnung.

Der Evaluationsbericht wird nun dem Innovationsausschuss vorgelegt. Ulrike Elsner, vdek-Vorstand, hofft auf eine positive Empfehlung, damit das Konzept in allen KVen zur Umsetzung kommen kann, also in die Regelversorgung übergeht. Laut Elsner entfallen gut 85 % der jährlich rund 39 Mio. Antibiotika-Verordnungen auf den ambulanten Sektor. Die Präparate werden überwiegend von Haus-, Kinder- und HNO-Ärzten bei akuten Atemwegs­erkrankungen verordnet.

Quelle: Pressekonferenz von vdek und KBV

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