Airportkontrolle toppt Pflege
Die Warnstreiks an den Flughäfen haben sich gelohnt. Die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft hat mit der Arbeitgeberseite einen Tarifkompromiss gefunden. Passagier- und Gepäckkontrolleure werden demnach 2021 überall 19 Euro die Stunde bekommen. Gefordert hatte Verdi 20 Euro für alle. Nicht schlecht für einen Job ohne schulische Voraussetzungen.
Schließlich macht sich die Gewerkschaft parallel für einen Flächentarifvertrag in der Altenpflege stark, der u.a. Pflegefachkräften einen Einstiegslohn von mindestens 16 Euro pro Stunde bringen soll.
16 Euro für einen zuwendungsintensiven Ausbildungsberuf versus 20 Euro für Angelernte? Was für Maßstäbe legt die Gewerkschaft hier an? „Seid ihr eigentlich bei Sinnen?“, schrieb ein Twitter-User.
Die Klemme, in der Verdi steckt, lässt sich ökonomisch erklären. Kleine homogene Gruppen, die durch Streiks große Wirkung entfalten können, haben es prinzipiell leichter, Forderungen durchzusetzen, zumal wenn die Kosten auf viele Kunden verteilt werden können. Großen, heterogenen Gruppen, die schlecht organisiert sind, fällt das schwer.
Flächentarifvertrag wäre ein Fortschritt
Die Pflegekräfte tun sich mit ihrer Interessenvertretung besonders schwer. Das sieht man z.B. an den Widerständen beim Aufbau von Pflegekammern. Und weil Verdi „so gut wie keine Mitglieder unter den Beschäftigten der Altenpflege hat“, bezweifelt der Arbeitgeberverband der privaten sozialen Dienste sogar, dass die Gewerkschaft für die ganze Branche sprechen und vom Staat verlangen kann, die Verhandlungsergebnisse ihrer Tarifkommission für allgemeinverbindlich erklären zu lassen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn weiß, dass eine Antwort auf den Mangel an Pflegekräften eine bessere Bezahlung ist. Darum hat er sich für einen allgemeinverbindlich erklärten Tarifvertrag ausgesprochen. Zum Jahreswechsel wurde bereits der Beitragssatz in der Pflegeversicherung erhöht. Es wäre jetzt ein wichtiges Zeichen, dass die Altenpflege eine ähnliche Wertschätzung erfährt wie die Luftsicherheit.