Allgemeinarzt Dr. Bernhard Riedl ist der Dozent des Jahres

Interview Autor: Caroline Mayer

Dr. Bernhard Riedl, Allgemeinmediziner und Dozent des Jahres an der TU München. Dr. Bernhard Riedl, Allgemeinmediziner und Dozent des Jahres an der TU München. © privat/allgemeinmedizin-wenzenbach.de

Die Medizinische Fakultät der TU München vergibt den Lehrpreis "Dozent des Jahres". Mit Dr. med. Dipl. oek. Bernhard Riedl erhielt erstmals ein Allgemeinarzt die mit 2000 Euro dotierte Auszeichnung für sein Seminar "Wahlpflichtfach Allgemeinmedizin" 2016. Medical Tribune sprach mit dem Kollegen darüber, wie man angehende Ärzte für die Allgemeinmedizin begeistern kann.

Herr Dr. Riedl, herzlichen Glückwunsch! Wie wird man Dozent des Jahres?

Dr. Riedl: Der Preis wird von den Lehrkoordinatoren und Studenten vergeben. Dabei suchen sich die Studenten etwas aus, woran sie eine positive Erinnerung haben.

Was ist an Ihrem Seminar besonders?

Dr. Riedl: Wir besprechen Fälle aus der Hausarztpraxis, die in anderen Seminaren nicht vorkommen. Auch die Themen Praxisgründung und Praxisführung werden behandelt. Das hören die Studenten sonst nie. Außerdem geht es um die Tätigkeit des Hausarztes und um die Unschärfe, die damit verbunden ist, dass wir Hausärzte eher selten Diagnosen stellen. Oder um die Frage, ob Kinder in der Allgemeinarztpraxis behandelt werden sollen und dürfen – was ich natürlich befürworte. Die Diskussion bewegt sich ja gerade in die Richtung "Hausärzte als Familienmediziner".

Wie sind Sie zum Unterrichten gekommen?

Dr. Riedl: Ich wollte immer in die allgemeinmedizinische Lehre. Meine Doktorarbeit habe ich vor 30 Jahren schon über ein allgemeinmedizinisches Thema geschrieben, was damals sehr ungewöhnlich war. Als Student hat es mich stark genervt,
dass viele Dozenten immer auf den Allgemeinmedizinern herumgehackt haben, weil diese angeblich so viele Fehler machen. Ich dachte: Ich muss dafür kämpfen, dass die Allgemeinmedizin ein besseres Standing bekommt. Als dann die Medizinische Fakultät an der Universität in Regensburg gegründet wurde, habe ich mich dort frühzeitig in der Lehre engagiert. Meine Praxis liegt in Wenzenbach, etwa 15 Kilometer nordöstlich von Regensburg.

Jetzt unterrichten Sie in München. Warum der Wechsel?

Dr. Riedl: An der Technischen Universität München wurde 2009 der erste Lehrstuhl für Allgemeinmedizin in Bayern eingerichtet, den Antonius Schneider innehat. Wenn ein Lehrstuhl besteht, hat man mehr Möglichkeiten und mehr Einfluss. Dadurch kann das Fach auch besser vermittelt werden. Ich halte es für ein Unding, dass es immer noch nicht an allen Medizinischen Fakultäten einen solchen Lehrstuhl gibt. Das Fach ist so wichtig und so eigenständig, dass irgendwelche Konstrukte mit Honorarprofessuren nicht ausreichen. Solange man keinen Lehrstuhl hat, hat man kein Mitspracherecht.

Welche Botschaft vermitteln Sie den Studenten in Ihren Seminaren?

Dr. Riedl: Ich möchte darstellen, dass man als Hausarzt nicht nur gut leben kann, sondern sich auch persönlich entfalten kann. Beispielsweise durch Spezialisierungen. Deswegen sprechen wir in dem Seminar auch über Spezialthemen wie Chirotherapie, Komplementärmedizin oder Psychotherapie. Mir ist ganz wichtig, dass nicht so viel gejammert wird. Wir sollten unser Fach nicht schlechtreden. Hausarzt ist immer noch einer der schönsten Berufe der Welt.

Quelle: Medical-Tribune-Interview