Schulgesundheitsfachkraft einführen DDG und VBE fordern Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen
Die Vermittlung von Wissen ist eine zentrale, aber längst nicht die einzige Aufgabe, die Lehrer*innen im Schulalltag erfüllen – und immer wieder müssen auch gesundheitliche Fragen geklärt werden. „Lehrkräfte sind in der Vergangenheit mit einer Vielzahl an Aufgaben überhäuft worden, ohne dass die Politik Rahmenbedingungen geschaffen hätte, um diese auch erfüllen zu können. Um all das zu stemmen und den Herausforderungen eines modernen Schulalltags gerecht werden zu können, müssen dringend multiprofessionelle Teams, beispielsweise aus Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeitern oder Schulgesundheitsfachkräften, in die Schulen“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des VBE. Während Schulsozialarbeiter*innen bereits heute an vielen Schulen arbeiteten, seien Schulgesundheitsfachkräfte jedoch leider noch die Ausnahme.
Ansprechperson für chronisch kranke Kinder
Besonders wichtig wäre eine medizinisch ausgebildete Ansprechperson für Kinder mit chronischen Erkrankungen wie einem Typ-1-Diabetes oder einer Behinderung. „Gerade für diese Kinder und ihre Familien stellt durch die zunehmende Ganztagsbeschulung der Schulbesuch eine große Hürde dar“, sagt DDG Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu.
Vom Diabetesmanagement seien Kinder im Grundschulalter häufig überfordert. „Was auch auf die Lehrer zutrifft – schließlich sind sie für solche Aufgaben weder zuständig noch ausgebildet.“ Immer wieder komme es vor, dass Kinder vom Besuch der Regelschule ausgeschlossen würden, so Prof. Neu. Oftmals seien es dann die Eltern, insbesondere die Mütter, die ihre Rolle als „Gesundheitsmanager“ ihrer Kinder auch in der Schule übernehmen und dafür die eigene Berufstätigkeit einschränken müssen. Immerhin 46 % der Familien berichten über relevante finanzielle Einbußen, die die Erkrankung ihres Kindes mit sich bringt.
Hintergrundinformationen zur Schulgesundheitsfachkraft
- Forsa Studie „Die Schule aus Sicht der Schulleiterinnen und Schulleiter. Lehrkräftemangel und Seiteneinstieg. Ergebnisse einer bundesweiten repräsentativen Befragung.”
- Deutsches Schulbarometer: Massiver Personalmangel überlagert Probleme und Sorgen der Schulen.
- Informationen zum Modellprojekt Schulgesundheitsfachkräfte der AWO: Mehr Gesundheit im Schulalltag.
- Weitere Quellen auf ddg.info
„Zumindest an Grundschulen sollte es daher zum professionellen Schulgesundheitsmanagement gehören, eine Gesundheitsfachkraft im Team zu haben“, sagt Brand. Auch und gerade im Hinblick auf eine zunehmende Ganztagsbetreuung sei deren Expertise unverzichtbar.
Nicht nur Kinder mit Diabetes brauchen Hilfe in der Schule
Die Fachkräfte sind dabei nicht nur für kranke Kinder zuständig, sie sind auch allgemeine Ansprechpartner in Sachen Gesundheit und Prävention. Auch damit nehmen sie den Lehrkräften, denen die gesundheitliche Aufklärung ansonsten obliegt, Arbeit ab. „Ein professionelles Schulgesundheitsmanagement trägt zur Inklusion bei, stärkt die Familien und entlastet das System Schule“, resümieren die Experten von DDG und VBE. In Modellprojekten und Studien hätten sich diese Vorteile schon deutlich gezeigt. Nun sei es an der Politik, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass Schulgesundheitsfachkräfte flächendeckend finanziert und etabliert werden können.