Penicillin Energiekrise setzt Hersteller unter Kostendruck
„Engpässe bei Antibiotika: Alternativen für die 1. Wahl“, hatte das Robert Koch-Institut 2017 angesichts eines Lieferengpasses von Piperacillin-Tazobactam eine Information über mögliche Therapiealternativen überschrieben. Fünf Jahre später gibt es derartige Meldungen immer noch. Lieferprobleme sind zu Alltagsproblemen in den Apotheken geworden. Patientenschützer und Ärzte fürchten Einbußen bei der Patientensicherheit. Warnungen kommen aktuell auch vom Branchenverband Pro Generika. „Ist Europas letzte Penicillin-Produktion in Gefahr?“, heißt es mit Blick auf den österreichischen Ort Kundl. Hier unterhält das pharmazeutische Unternehmen Sandoz die einzige europäische Produktionsstätte, die Antibiotika vom Wirkstoff bis zum Fertigarzneimittel herstellt. Zu den Produkten gehört u.a. Amoxicillin, ein Penicillin-Derivat, das etwa Kinder bei Lungen- oder Mittelohrentzündungen verschrieben bekommen.
Angesichts der allseits explodierenden Energiekosten stellt sich Pro Generika die Frage, wie lange der Hersteller diese Produktion noch aufrechterhalten kann. „Wenn Unternehmen mit der Herstellung von Arzneimitteln ins Minus rutschen, müssen sie die Produktion einstellen“, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. Er fordert: „Die Politik muss jetzt gegensteuern und es den Generika-Herstellern möglich machen, ihre Preise den Kosten anzupassen. Ansonsten ziehen sich noch mehr Unternehmen zurück und es wird weitere Engpässe geben.“ Laut Peter Stenico, Country Head Sandoz Germany, verbraucht das Werk in Kundl etwa so viel Strom wie die Stadt Innsbruck. Die Energiekosten lagen bisher bei etwa 10 bis 15 Mio. Euro im Jahr. Die Prognose für 2023: Kosten von 100 bis 120 Mio. Euro. Die Preise zu erhöhen, geht im GKV-Markt nicht, denn diese sind durch Festbeträge und laut Stenico „aggressive Ausschreibungen der Krankenkassen auf Kellerniveau festgeschrieben“.
Medical-Tribune-Bericht