Frohe Neunachten!
Weihnachten wird sich verändern, nicht zuletzt dank des Kontaktverbots: Kinder packen ihre Geschenke mit Handschuhen aus, wohl beobachtet von Omas und Opas über Teams, Webex oder Skype. Während Vater ab und zu mal nach draußen stürmt, um frische Luft ohne Mund-Nasen-Schutz zu tanken, zündet Mama die Baumkerzen an, die wegen der sperrangelweit geöffneten Fenster ständig ausgehen. Permanenter Luftaustausch muss schließlich sein.
Geschenke? Riechen alle irgendwie komisch, weil desinfiziert. Und das, was sich alle wünschen, kleine Päckchen mit so hübschen Namen wie BNT162b2, mRNA-1273 oder AZD1222, liegen sowieso nicht unterm Baum, die gibt’s im Impfzentrum, irgendwann.
Ach ja, der Baum. Der musste dieses Jahr online bestellt werden, nix mit glühweinseligem Abholnachmittag, bei dem man sich das Traditionsgewächs schön trinken kann.
Und, der Abend wird lang werden … Kirche ist nicht, oder höchstens draußen bei gefühlten zwei Grad. Wo ist eigentlich die Erderwärmung, wenn man sie mal braucht? Singen fällt auch aus. Und die Story vom Weihnachtsmann kann, ja muss man sich verkneifen. Denn welches Kind glaubt schon, dass ausgerechnet ein alter Herr aus der Risikogruppe ohne Maske und ohne zu fragen nachts in fremde Häuser eindringt? Da würde doch gleich die Corona-App anschlagen oder direkt die Polizei vor der Tür stehen. Abgesehen davon gibt’s sowas wie ein Reiseverbot. „Der wird sich ja wohl kaum in jedem Land erstmal ’nen Test holen, Papa!“ Ja, so wird man es allerorten tönen hören. Auch der Weihnachtsmann goes online, wenn er nicht schon längst auf irgendeiner Intensivstation wenig heiligen Odem atmet. In diesem Sinne: Frohe Neunachten!
Tim Förderer
Redakteur Medizin