Kommentar Heizzulage statt Coronabonus
Doch auch das Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums zum Bonus für Pflegekräfte in Altenheimen und Kliniken führte wieder zu Enttäuschungen.
Zudem hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit jetzt anderen Frontberichten zugewendet. Der Blick auf die durchaus gefahrengeneigte, jedenfalls stressige Arbeit in den Praxen mit potenziell oder tatsächlich Infizierten, Impfwilligen bzw. -unwilligen sowie die Belastung durch rasant wechselnde Vorgaben und Aufgaben trübt sich – zumindest bis zum nächsten Herbst.
Es bleibt also die Entscheidung der Arbeitgeber, ob sie den Einsatz ihrer Teammitglieder mit einer (weiteren) Sonderzahlung würdigen. Noch besteht die Möglichkeit, Mitarbeitern einen Bonus von bis zu 1.500 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei auszuzahlen. Allerdings ist das ein Extra zu den MFA-Gehaltserhöhungen nach Tarifvertrag. Die höheren Energiekosten sind ebenfalls nicht zu ignorieren. Aber dafür gewährt uns die Ampel ja unter anderem höhere Grund- und Arbeitnehmerfreibeträge in der Einkommensteuerveranlagung. Hier wird ein notwendiger Ausgleich der kalten Progression als Krisenkunstgriff verkauft. Danke vielmals.
Die Zeiten werden rauer. Die Vorstandschefin des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, fordert angesichts eines historischen GKV-Defizits den Gesetzgeber auf, die Ausgabensteigerungen zu begrenzen, auch in der vertragsärztlichen Versorgung. Das Mitte 2019 in Kraft getretene Terminservice- und Versorgungsgesetz habe allein bis Mitte 2021 Mehrausgaben von ca. 1,1 Mrd. Euro verursacht – „ohne messbare Verbesserungen für die Patienten“, heißt es im AOK-Newsletter G+G. Für 2022 rechnet Reimann mit 500 bis 800 Mio. Euro.
Die Kosten der Pandemie machen sich jetzt politisch bemerkbar. Dazu kommen die für den Klimaschutz sowie die für die Verteidigung von Frieden und Freiheit in Europa.
Michael Reischmann
Ressortleiter Gesundheitspolitik