DGIM-Buch Historie der Fachgesellschaft und ihrer Tagungen beleuchtet
Wiesbaden ist eine architektonische Augenweide und als Kurstadt das Symbol für Gesundheit schlechthin. Die Gründungsväter der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) verliebten sich 1882 sofort in das damals noch überschaubare Städtchen am Rhein. Es wurde fortan nicht nur Sitz der Fachgesellschaft, sondern Austragungsort ihrer jährlichen Tagung. Von einigen Teilnehmenden favorisierte Universitätsstädte wie Berlin, Leipzig, München, Wien – oder zuletzt Mannheim – scheiterten an dieser irrationalen Vorliebe vor allem älterer Ärztinnen und Ärzte für ihr „Nizza des Nordens“. Nur 20 Mal fand der Internistenkongress in anderen Städten statt; 13 Mal wurde er abgesagt (1. und 2. Weltkrieg).
In diesem Jahr feiert die DGIM 140. Geburtstag. Anlass genug, die Geschichte der mittlerweile größten medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft Europas und ihrer Kongresse besonders zu würdigen. Und so betraute man den Wiesbadener Geschichtsexperten Dr. Bernd-Michael Neese mit dieser Aufgabe.
Impulse für Forschung und Versorgung
Das Ergebnis seiner umfangreichen Recherchen nach Sichtung aller Originalquellen präsentiert er in dem Buch „Der Internistenkongress in Wiesbaden 1882-2022“. DGIM-Vorsitzender Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner lobt: „Dr. Neese hat in der Publikation nicht nur die Geschichte der Jahreskongresse und der DGIM aufgearbeitet, sondern auch den Stellenwert der Inneren Medizin in der Geschichte unseres Landes abgebildet.“
Auf den Kongressen wurden zunehmend neue Studien und Medikamente mit wissenschaftlicher Evidenz vorgestellt. „Die Medizin hat sich in den vergangenen 140 Jahren zu einer sehr viel exakteren Wissenschaft mit einst kaum vorstellbaren diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten entwickelt“, sagt DGIM-Generalsekretär Prof. Dr. Georg Ertl, Internist und Kardiologe aus Würzburg. „Der Internistenkongress hat bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt und tut dies nach wie vor, da von ihm wichtige Impulse für Wissenschaft, Forschung und Patientenversorgung ausgehen.“ So werden hier neueste Daten einem breiten Fachpublikum in deutscher Sprache vorgestellt.
Heute zählt die DGIM mehr als 29.000 Mitglieder aus allen Gebieten der Inneren Medizin. Geschäftsführer RA Maximilian G. Broglie lobt zudem den Zuwachs an jüngeren und weiblichen Kongressteilnehmern.
Doch mit den Besucherzahlen stiegen die organisatorische Belastung und der Platzbedarf. Deshalb kochten hin und wieder die Emotionen zwischen der DGIM und der Stadt hoch. Die Fachgesellschaft forderte eine Erweiterung der Rhein-Main-Halle und drohte per Ultimatum mit der Scheidung, legt Dr. Neese in dem Buch dar. Trotz leerer Kassen stimmten die Stadtväter schließlich für den Neubau des Kongresszentrums. „Das heutige RheinMain CongressCenter ist nach den Wünschen der DGIM gebaut worden“, fand der Autor heraus. Sehr zur Erleichterung von Rechtsanwalt Broglie, da Wiesbaden in dessen Augen wegen der guten Lage in der Mitte Deutschlands und der großen Hoteldichte „die ideale Kongressstadt“ ist.
Beste Werbung für Kongressstadt Wiesbaden
Auch für die hessische Landeshauptstadt ist die Verbindung ein Glücksgriff. Der DGIM-Kongress habe den Bekanntheitsgrad von Wiesbaden wie keine andere Werbemaßnahme erhöht und der Metropole gute Einnahmen beschert, berichtet Dr. Neese.
Wenngleich DGIM-Geschäftsführer Broglie seit den Corona-Jahren die Zukunft des Kongresses in der hybriden Form sieht, so sind doch die Vernetzung und der Austausch unter ärztlichen Kolleginnen und Kollegen vor Ort nicht wegzudenken. Deshalb steht schon fest, dass der 129. Internistenkongress wieder in Wiesbaden stattfinden wird: vom 22. bis 25. April 2023.
Quelle: Pressekonferenz der DGIM