Kommentar Ihre Stimme wurde erhört

Aus der Redaktion Autor: Michael Reischmann

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Wissen Sie schon, bei wem Sie und Ihr Praxisteam sich am 23. Februar bedanken? Bei der FDP, der SPD oder den Grünen? Oder lieber bei jemand anderem? Dass sich die Liberalen an ihren Ruf als Lobby der Freiberufler erinnert haben, um Prof. Lauterbachs (SPD) stetes Versprechen an die Hausärzteschaft wahrzumachen! Mich hat das Gesetz zur Entbudgetierung so kurz vor Toresschluss wirklich überrascht.

„Wir brauchen Ihre Stimme“, lautet die aktuelle Kampagne von Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HÄV) sowie dem Verband medizinischer Fachberufe für eine Petition zur Stärkung der Primärversorgung. Dieses Credo haben die ehemaligen Ampelkoalitionäre in eigener Sache aufgenommen – und mit dem Mini-GVSG bereits eine der drei Forderungen erfüllt.

Zusätzlich jährlich 300 bis 500 Mio. Euro wird die Entbudgetierung den Hausarztpraxen bringen. Ein Wahlgeschenk mit der Gießkanne zulasten der Beitragszahler, sagen die Kassen. Vom Ende der Zechprellerei sprechen Ärztefunktionäre: Was für Patientinnen und Patienten getan wird, wird künftig voll bezahlt. Das möchten auch die Fachärztinnen und Fachärzte von der neuen Bundesregierung eingeräumt bekommen.

Was bringen nun die zusätzlichen Millionen? Sie helfen z. B. den Praxisinhaberinnen und -inhabern, die höheren Tarifgehälter der MFA zu finanzieren. Das trägt dazu bei, diese wichtigen Teammitglieder im Beruf und in der ambulanten Versorgung zu halten. Prof. Lauterbach setzt auch auf die bis zu vier Quartale umfassende Versorgungspauschale für die Behandlung chronisch Kranker ohne hohen Betreuungsbedarf. Sie entlaste „das System“ von überflüssigen Terminen und Wartezeiten und schaffe freie Kapazitäten. Und die Vorhaltepauschale soll u. a. das Angebot „bedarfsgerechter“ Praxisöffnungszeiten sowie Haus- und Heimbesuche fördern. Das wird aber nicht reichen, um den wachsenden Bedarf zu decken, meint der HÄV. Er will die selektivvertragliche HzV ausbauen. Dafür werden auch nach der Wahl wieder Unterstützer gebraucht.