Kassen wollen für Arztleistung weniger zahlen
Ärzte arbeiten weniger Stunden, als ihnen die GKV bezahlt, meint Manfred Partsch. Seit 2012 verhandelt der Abteilungsleiter ambulante Versorgung des GKV-Spitzenverbandes mit der KBV über eine Reform des EBM. Dabei geht es auch um eine Neuberechnung der Kalkulationszeiten für Arztleistungen. „Wir haben festgestellt, dass die Zeiten, die abgerechnet werden, in einem deutlichen Missverhältnis zur Arbeitszeit stehen“, sagt Partsch. „Wir werden diese Zeiten deutlich nach unten korrigieren müssen.“
EBM gibt doppelt so viel Zeit, wie gebraucht wird?
Nach aktuellem Stand soll die EBM-Reform Anfang 2019 in Kraft treten. Dabei sollen auch die Kostendaten der Durchschnittspraxis aktualisiert werden, ebenso der kalkulatorische Arztlohn, der derzeit bei 105 000 Euro liegt. „Die KBV fordert, diesen Betrag fortzuschreiben, dem stellen wir uns“, erklärt Partsch. Schließlich solle mit der Reform auch eine gerechtere Verteilung der Arzthonorare zwischen den Fachgruppen erreicht werden. „Hier geht es nicht um eine Erhöhung insgesamt, sondern um eine Neuverteilung.“
Die inzwischen abgeschlossene Analyse tatsächlich erbrachter Arztleistungen zeige, so Partsch, dass an der von der KBV immer wieder vorgebrachten Behauptung, Ärzte würden durch die Budgetierung 20 % ihrer Leistungen nicht vergütet bekommen, nicht viel dran sei. „Diese 20 % lösen sich in Luft auf“, sagt Partsch, wenn man bedenke, dass „fast doppelt so viel Zeit“ im EBM einkalkuliert sei, wie dann tatsächlich erbracht werde.
Partsch geht davon aus, dass durch die Neukalkulation erhebliche Mittel frei werden. Die Hälfte des eingesparten Geldes solle in die Verbesserung der Versorgung fließen, „das käme den Versicherten zugute“. Die andere Hälfte, so kündigte Partsch an, werde in die Erhöhung des kalkulatorischen Arztlohns gesteckt.
Abstriche für Besserverdienende – das birgt Konflikte!
Für den kalkulatorischen Arztlohn sind allerdings auch die Praxiskosten relevant. „Hier wird es Anpassungen in beide Richtungen geben.“ In einigen Fachgebieten nämlich seien die Kosten zu hoch angesetzt, in anderen zu niedrig. Am Ende, so Partsch, werde die KBV die größten Kämpfe austragen müssen, weil mit der EBM-Reform „mehr Honorargerechtigkeit zwischen den Fachgruppen erreicht werden soll“. Sprich: Abstriche für die jetzt Besserverdienenden unter den Ärzten. „Das führt zu innerärztlichen Auseinandersetzungen“, prognostiziert Partsch.