Medikationsplan-Anspruch kaum genutzt – Digitalisierung könnte Schwung bringen
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Seit Oktober 2016 haben Patienten, die mindestens 28 Tage lang mindestens drei zulasten der GKV verordnete, systemisch wirkende Medikamente gleichzeitig einnehmen, Anspruch auf einen Medikationsplan. Spätestens ab April 2017 haben die Hausärzte für diesen die bundeseinheitliche Form zu wählen.
Dennoch sind die Beteiligten des Modellprojekts "Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit mit dem elektronischen Medikationsplan in Rheinland-Pfalz" zuversichtlich, dass spätestens mit der Speicherung des Medikationsplans auf der elektronischen Gesundheitskarte, wie es das E-Health-Gesetz ab 2018 vorsieht, Ärzte und Patienten gerne auf die dann sofort digital verfügbaren Daten zugreifen werden.
Der (freiwillige) Medikationsplan wird Teil der elektronischen Patientenakte werden, ist Jörn Simon, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, überzeugt; die TK bereitet sich darauf schon mit einer Ausschreibung organisatorisch vor. Ministerin Bätzing-Lichtenthäler geht davon aus, dass Erkenntnisse des rheinland-pfälzischen Modellversuchs, der mit 370 000 Euro bezuschusst wurde, Einfluss auf das bundesweite Szenario haben werden.
Apotheker bekommen vom neuen Plan nichts zu spüren
Bislang werde der neue Medikationsplan "sehr zurückhaltend nachgefragt", formuliert es die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) diplomatisch. Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundes- und Landesapothekerkammer, sagt es klarer: In den Apotheken ist von dem neuen Plan nichts zu bemerken.Dennoch sind die Beteiligten des Modellprojekts "Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit mit dem elektronischen Medikationsplan in Rheinland-Pfalz" zuversichtlich, dass spätestens mit der Speicherung des Medikationsplans auf der elektronischen Gesundheitskarte, wie es das E-Health-Gesetz ab 2018 vorsieht, Ärzte und Patienten gerne auf die dann sofort digital verfügbaren Daten zugreifen werden.
Der (freiwillige) Medikationsplan wird Teil der elektronischen Patientenakte werden, ist Jörn Simon, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, überzeugt; die TK bereitet sich darauf schon mit einer Ausschreibung organisatorisch vor. Ministerin Bätzing-Lichtenthäler geht davon aus, dass Erkenntnisse des rheinland-pfälzischen Modellversuchs, der mit 370 000 Euro bezuschusst wurde, Einfluss auf das bundesweite Szenario haben werden.
App für den Arzneiplan
Smartphone statt Papier. Die Medizinische Medien Informations GmbH (MMI), Neu-Isenburg, bietet eine kosten- und werbefreie App für iOS und Android an, die den Medikationsplan ins Smartphone überträgt (www.mediplan-app.de). Dazu wird der auf dem Plan aufgebrachte Code über die Handy-Kamera eingelesen. Die "MediPlan App" erstellt auch Einnahme-Erinnerungen nach den Angaben des Arztes. Eine Registrierung oder eine sonstige Erfassung von Nutzerdaten erfolgt nicht, betont das Unternehmen.
Allerdings sind in diesem Modell die Uniklinik Mainz sowie Krankenhäuser in Trier, Bad Kreuznach, Koblenz und Kaiserslautern der zentrale Ausgangspunkt gewesen. Dort wurden seit 2015 rund 600 Patienten akquiriert, die mindestens sechs Monate lang den von Krankenhausapothekern und -ärzten erstellten Medikationsplan nutzten. Von denen wiederum bewegten 40 % ihre Hausärzte (189) und Stammapotheken (327) zur Teilnahme an dem Projekt.
Es wurden rund 2200 elektronische Pläne – die als DIN-A4-Ausdrucke mitgegeben wurden – für über 23 000 Arzneimittel erstellt. Das heißt: Jeder Patient hatte über zehn Arzneimittel auf seinem Zettel. Über 90 % der befragten Patienten fanden den Plan verständlich und hilfreich. Begrüßt wurden die Angabe des Einnahmegrundes, von Einnahmehinweisen und die unterstützende Beratung beim Erhalt des Planes.
Professor Dr. Babette Simon, Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, hält es für sehr wichtig, dass ein Patient bei Klinikeinweisung wie -entlassung einen aktuellen Medikationsplan mit sich führt. Hier könne die Politik noch mehr regeln. Und Apothekerkammerchef Dr. Kiefer wartet auf eine stärkere Einbindung der Apotheker; denn ohne die Pharmazeuten sei der Medikationsplan ein "Muster ohne Wert". Er sagt: "Der Weg ist richtig, der Aufstieg aber noch lange nicht geschafft."
Es wurden rund 2200 elektronische Pläne – die als DIN-A4-Ausdrucke mitgegeben wurden – für über 23 000 Arzneimittel erstellt. Das heißt: Jeder Patient hatte über zehn Arzneimittel auf seinem Zettel. Über 90 % der befragten Patienten fanden den Plan verständlich und hilfreich. Begrüßt wurden die Angabe des Einnahmegrundes, von Einnahmehinweisen und die unterstützende Beratung beim Erhalt des Planes.
Hinweise für den Arzt zu riskanten Konstellationen
Kurt-Werner Dörn, Herzpatient in Mainz und von vier Fachärzten, ist begeistert. Er kam mit einem selbst erstellten Arzneiplan in die Klinik. Dort konnte die Medikation um ein Drittel reduziert werden. Nun fühlt er sich körperlich besser. Auch die befragten Hausärzte loben das System: Es erleichtere die Kommunikation mit den Klinikärzten und sei bei Informationen über Selbstmedikation und Facharztverordnungen hilfreich. In dem gemeinsam genutzten elektronischen Portal gab es auch Hinweise für die Ärzte, z.B. zu Blutspiegelmessungen bei Kaliumpräparaten, Dosisanpassungen oder Arzneien, die bei älteren Patienten nicht angezeigt sind.Professor Dr. Babette Simon, Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, hält es für sehr wichtig, dass ein Patient bei Klinikeinweisung wie -entlassung einen aktuellen Medikationsplan mit sich führt. Hier könne die Politik noch mehr regeln. Und Apothekerkammerchef Dr. Kiefer wartet auf eine stärkere Einbindung der Apotheker; denn ohne die Pharmazeuten sei der Medikationsplan ein "Muster ohne Wert". Er sagt: "Der Weg ist richtig, der Aufstieg aber noch lange nicht geschafft."
Quelle: Universitätsmedizin Mainz, Gesundheits- ministerium RLP, TK – Pressekonferenz