Mehr Doping fürs Hirn!

Kolumnen Autor: Erich Kögler

Sich im Intimbereich herumschnippeln lassen: laut Kögler eine kranke Idealvorstellung! Sich im Intimbereich herumschnippeln lassen: laut Kögler eine kranke Idealvorstellung! © fotolia/razoomanetu

Der Schönheitswahnsinn unter jungen Leuten - in unserer Meinungskolumne "Mit spitzer Feder".

Man kann es nur noch pervers nennen: Der Schönheitswahn sorgt für immer bedenklichere Auswüchse unter den jungen Leuten. Für manche Frauen beispielsweise ist es mit dem Weglasern der Behaarung im Intimbereich längst nicht mehr getan. Sie lassen sich vielmehr an den Schamlippen herumschnippeln, um einer mehr als fragwürdigen Idealvorstellung hinterher zu hecheln.

Wofür soll das gut sein? Glauben diese Barbie-Verschnitte, so "untenrum" attraktiver zu sein? Für wen? Wohl nur für grenzwertig Pädophile! Während in anderen Regionen dieser Welt die im Namen der Tradition betriebene Verstümmelung weiblicher Genitalien zu Recht angeprangert und bekämpft wird, legen sich hierzulande junge Frauen freiwillig unters Messer des Chirurgen, um im Schritt möglichst auszusehen wie ein gerade erst eingeschultes Mädchen. Wie krank ist das denn?

"Gefallen Barbie-Verschnitte mit freiwilliger Genitalverstümmelung Pädophilen?"

Gleichzeitig sind die Fitness-Studios der Republik voll von jungen Männern, die vom schlaksigen "Lauch" zum muskelbepackten Hünen mutieren wollen. Allein mit Hantelstemmen ist das nicht zu erreichen und so verzehren diese Jünglinge schon zum Frühstück zehn Eier, über den Tag verteilt dann mehr als 5000 Kalorien täglich. So mancher hat mit dieser "Diät", begleitet von täglich mehrstündigen Besuchen der Muckibude und dem Verzehr von Anabolika von oftmals fragwürdiger Herkunft, sein Körpergewicht verdoppelt und sieht jetzt aus wie Arnold Schwarzeneggers jüngster Enkel.

Kommt es den Burschen tatsächlich nur darauf an, dickere Oberarme als der Türsteher in der Stamm-Disco zu haben? Es gibt noch eine andere, provokantere Theo­rie. Sie stammt von dem Psychiater und Harvard-Professor Harrison Pope, der Ende der neunziger Jahre als Erster das Phänomen der Muskelsucht beschrieb und sich seither weltweit am intensivsten mit dem Thema beschäftigt. Er schreibt: "Mit dem Fortschritt des Feminismus haben Männer ihre ehemals exklusive Rolle als Krieger und Ernährer aufgegeben." Der Fokus auf übertrieben muskulöse Körper sei eine "Reaktion auf diesen Wandel". Das breite Kreuz also quasi als letzte Bas­tion echter Männlichkeit? Auf mich wirkt die eine Erklärung genauso bekloppt wie die andere.

"Generation Irrsinn: muskel- und statusgeile junge Männer auf Dauerdiät"

Von den damit verbundenen erheblichen Gesundheitsrisiken mal ganz abgesehen, stellt sich doch die Frage, was diese Generation zu derartigem Irrsinn treibt. Die in den sozialen Medien stolz präsentierten Erfolge sind wohl nur die Begleitmusik eines fatalen Trends in einer wahrlich pervertierten Welt, in der Oberflächlichkeit und Dummheit vorherrschen.

Vermeintliche Schönheit, Geld, Besitz und die entsprechenden Statussymbole mit Signalwirkung sind die einzigen Werte, die für diese armen Menschen zählen. Evolution rückwärts könnte man meinen. So bleibt es wohl ein frommer Wunsch, es möge künftig doch bitte mehr Doping fürs Hirn als für den Bizeps geben …