Ernährungsstrategie Mehr Pflanzen, weniger Zucker, Fett und Salz

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

In Deutschland sind gut zwei Drittel der Männer, ungefähr die Hälfte der Frauen und fast jedes sechste Kind übergewichtig. In Deutschland sind gut zwei Drittel der Männer, ungefähr die Hälfte der Frauen und fast jedes sechste Kind übergewichtig. © Natalia Lisovskaya – stock.adobe.com

Bis Ende 2023 will die Bundesregierung eine Ernährungsstrategie beschließen. Im Fokus stehen z.B. eine stärker pflanzenbetonte Ernährung, weniger Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten sowie eine Halbierung der Abfälle. 

Zusammen mit Vertretern aus Wissenschaft, Ernährungswirtschaft, Verbraucherschutz, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft will das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Ernährungsstrategie erarbeiten. „Ich möchte den Leuten nicht vorschreiben, was sie essen sollen“, betont Minister Cem ­Özdemir (Grüne). „Ich möchte dafür sorgen, dass es für alle Menschen in Deutschland möglich ist, sich gut und gesund zu ernähren.“ Dementsprechend sollen Mahlzeiten in der Gemeinschaftsverpflegung „gesünder und nachhaltiger“ werden und die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung einhalten. Dazu gehört ein höherer Anteil an „saisonal-regional und ökologisch-klimafreundlich erzeugten Lebensmitteln“.

Özdemir verweist darauf, dass gut zwei Drittel der Männer, ungefähr die Hälfte der Frauen und fast jedes sechste Kind hierzulande übergewichtig sind. Die Ernährungsstrategie – erste Maßnahmen will man bis 2025 umsetzen – soll bestehende Pläne, etwa für weniger Lebensmittelverschwendung sowie für weniger Zucker, Fette und Salz in verarbeiteten Produkten, weiterentwickeln. So lautet ein Ziel, den Abfall entlang der gesamten Kette zu halbieren.

Eine Zuckersteuer für Erfrischungsgetränke fehlt

Die Chefin des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, begrüßt die Eckpunkte zur Ernährungsstrategie. Allerdings müsse man „schneller vom abstrakten Ankündigen ins konkrete Tun kommen“ und die Ziele ehrgeiziger definieren. Dr. Reimann verlangt von der Ampel-Koalition konkrete gesetzliche Vorgaben. Damit meint sie unter anderem „klare Preissignale, um den Konsum pflanzenbasierter Ernährung zu fördern“, Umweltstandards für die Nahrungsmittelproduktion, eine verständliche Kennzeichnung der Lebensmittel und ein umfassendes Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die an Kinder gerichtet sind.

Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten, kommentiert: „Eine Zuckersteuer für Erfrischungsgetränke sucht man im Eckpunktepapier vergebens – das darf so nicht bleiben! Zuckergetränke gelten als wesentlicher Treiber für Adipositas und Diabetes. Deutschland ist weltweit eines der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch. Aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht ist eine Abgabe für Zuckergetränke überfällig – im Gegenzug sollte die Mehrwertsteuer für Gemüse und Obst gestrichen werden.“ 

Medical-Tribune-Bericht