Ernährung und Immunsystem Immunologische Fettnäpfchen
Das Immunsystem wird durch die Ernährung und den Ernährungszustand wesentlich beeinflusst. Untergewichtige (BMI < 18,5 kg/m²) leiden im Regelfall an einer Immundefizienz, insbesondere durch die reduzierte Zahl an T-Zellen. Bei Übergewichtigen oder Adipösen (BMI > 25 kg/m² bzw. > 30 kg/m²) denkt man zwar zunächst nicht an eine Unterversorgung, dennoch können Mikronährstoffe fehlen.
Fleischkonsum hat auch seine Vorteile
Oft wird zu wenig auf eine ausgewogene Ernährung z.B. mit ausreichend Obst und Gemüse geachtet und es werden zu viele stark verarbeitete Lebensmittel gegessen. Es lohnt sich daher, auch in dieser Patientengruppe Elektrolyte, Vitamine und Spurenelemente zu checken, schreiben Agrarwissenschaftlerin Sabrina Bilotta vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität Hohenheim in Stuttgart und Kollegen.
Insbesondere das viszerale Fett spielt immunologisch eine Rolle. Ein Zuviel führt mit der Zeit zu einer chronischen, subklinischen Entzündung („low-grade inflammation“). Dazu kommt, dass sich bei Übergewichtigen oftmals die Mikrobiota im Darm so verändert haben, dass die Darmwand noch stärker durchlässig wird. Das gilt auch für Bestandteile von Bakterien, sodass sich die bislang geringgradige „sterile“ Entzündung in Richtung chronisch-bakteriell entwickelt.
Im Fett herrscht reges Leben
- Durch Kalzium vermittelte Signale spielen auch im Immunsystem eine Rolle.
- Vitamin D fördert die Kalziumaufnahme in den Knochen, beeinflusst über den Vitamin-D-Rezeptor die Immunzellen und scheint bei Autoimmunprozessen und Infektionen von Bedeutung zu sein.
- Cobalamin beeinflusst Zellfunktion und DNA-Synthese. Ein Mangel an Vitamin B12 fördert kardiovaskuläre Erkrankungen sowie die Entwicklung einer megaloblastären Anämie. Außerdem reduziert sich die Zahl zytotoxischer T-Zellen und die Funktion natürlicher Killerzellen wird unterdrückt. Insbesondere bei Veganern sollte man daher den Vitalstoff supplementieren und die Werte regelmäßig überwachen.
- Eisen ist beteiligt an Elektronentransferreaktionen und Sauerstofftransport. Eine Hypothese ist, dass es auch von Immunzellen als Kofaktor in der Enzymproduktion benötigt wird. Ein Mangel zeigt sich u.a. in der reduzierten Anzahl und Funktion von T-Zellen.
- Jod wird u.a. von neutrophilen Granulozyten benötigt, damit sie mit pathogenen Erregern fertig werden.
Quelle: Bilotta S et al. Ernährungs Umschau 2021; 68: M278-M286; DOI: 10.4455/eu.2021.020