Weniger Mandel-OPs während Pandemie Möglicherweise auch unnötige Operationen entfallen
Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) konstatiert einen deutlichen Rückgang der Fallzahlen bei planbaren operativen Mandelentfernungen. Auffällig sei, so Studienautor Christian Günster, Leiter des Bereichs Qualitäts- und Versorgungsforschung, dass sich auch die Zahl der Behandlungen akuter Mandelentzündungen mit Antibiotika sowie Notfalleingriffe signifikant verringert hätten.
Laut Analyse der AOK-Fallzahlen zu Behandlungen aufgrund von Abszessen an den Gaumenmandeln wurden vor der Pandemie 165,3 Abszesse wöchentlich operiert. Nach dem ersten Lockdown waren es 98,1 Fälle in der Woche. Bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahre halbierte sich die Zahl dieser Eingriffe aufgrund Abszessbildung von 15 auf 7,4 Fälle wöchentlich.
Einhalten der AHA-Regeln wirkte sich positiv aus
Die Zahl der Halsschmerzbehandlungen mit Antibiotika brach ebenfalls im zweiten Quartal 2020 ein, gegenüber dem Vorjahresquartal um 67 %. Günster führt das auf die Einhaltung der AHA-Regeln während der Pandemie zurück. Ein weiterer Grund für die rückläufigen Zahlen könne sein, dass Patienten ihren Behandlungsbedarf niedriger priorisiert hätten und dabei auch Kinderärzte seltener aufgesucht worden seien.
Die Daten der ambulanten Vorbehandlung einer Mandelentfernung stünden häufig im Widerspruch zur Diagnose einer „chronischen“ Mandelentzündung, stellt Günster fest. Laut Leitlinienempfehlung sollten einem Eingriff mindestens drei antibiotikumpflichtige Mandelentzündungen in zwölf Monaten vorausgegangen sein. Möglicherweise seien während der Pandemie teilweise unnötige Operationen entfallen. „Die vollständige Rückkehr zum vorpandemischen Fallzahlniveau wäre daher nicht sinnvoll.“ Das WIdO will die Fallzahlen und die Umsetzung der Leitlinienempfehlung weiter beobachten.
Quelle: AOK-Presseinformation