Fehlermeldesystem für Patienten Portal ermöglicht Meldung von kritischen Ereignissen und Behandlungsfehlern
Wenn Patienten den Eindruck haben, bei ihrer Behandlung sei etwas fehlerhaft oder riskant gelaufen, können sie dies künftig anonymisiert melden. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) hat dafür gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit (DGPS) die Homepage mehr-patientensicherheit.de geschaffen.
Das Portal soll kritische Ereignisse und ihre Ursachen offenlegen, ohne dass eine Beschuldigung oder Sanktionierung möglich ist. Nur so könne nachhaltig daraus gelernt werden, erklärt Dr. Marcus Rall, Geschäftsführer der DGPS bei der Pressekonferenz zum Start des Projekts. Das Meldesystem ist an die CIRS (Critical Incident Reporting System) in Kliniken angelehnt.
Nicht nur fehler-, sondern auch lösungsorientiert
Gemeldet werden können Fälle aus allen Bereichen des Gesundheitssystems, egal ob Praxis, Klinik, Apotheke, Pflege oder Reha. In Freitextfeldern sollen Patienten angeben, was passiert ist, was schlecht oder gut lief und welche Ideen sie haben, um ähnliche Vorfälle künftig zu vermeiden. Auch Konstellationen, in denen das Verhalten von Krankenkassen dazu beitrug, die Patientensicherheit zu gefährden, können eingetragen werden, bestätigt Ulrike Elsner, die Vorstandsvorsitzende des vdek.
Nach dem Absenden des Berichts analysiert ein Expertenteam der DGPS den Fall und entfernt alle Merkmale, anhand derer Personen oder Einrichtungen identifizierbar wären. Sofern tatsächlich eine Patientengefährdung vorgelegen haben könnte, wird der Bericht ausgewertet. Ausgewählte Meldungen werden auf der Homepage des Projekts veröffentlicht, etwa als „Fall des Monats“.
Es gehe nicht um die Erfassung von Behandlungsfehlern im juristischen Sinn, betonte Dr. Rall. Selbst wenn in Meldungen von Gesetzeswidrigkeiten berichtet werde, würden diese anonymisiert und wie alle anderen Fälle bearbeitet. Andernfalls funktioniere das System nicht. Für Versicherte, denen es um eine juristische Prüfung eines mutmaßlichen Fehlers gehe, sei das Portal daher keine geeignete Anlaufstelle.
Dass das Meldesystem von frustrierten Patienten oder Angehörigen zum unbegründeten „Meckern“ genutzt werden könnte, hält er für unwahrscheinlich. Die dafür erforderliche Zeit würden Betreffende nicht investieren, wenn Portale für eine professionelle Anonymisierung bekannt seien.
Ob sich Gesundheitseinrichtungen künftig näher mit den Fehlermeldungen befassen, bleibt abzuwarten. Im Optimalfall könnten Praxen und Kliniken die Vorfälle auswerten, um Ähnliches im eigenen Betrieb zu vermeiden. Der vdek möchte jedenfalls KBV, Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft auf das Projekt aufmerksam machen. Vorerst läuft eine Pilotphase bis Ende 2025. Der vdek habe ein Budget von 300.000 Euro dafür geplant, beziffert Elsner.
Nur Patienten durchleben gesamten Versorgungsprozess
Bis zum Ende der Pilotierung sollen 600 der eingegangenen Meldungen analysiert und als Bericht auf der Homepage aufbereitet sein. Diese Zahl ermögliche eine gute Evaluation, begründet Dr. Rall.
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), hofft, dass künftig auch riskante Situationen und Schwachstellen bekannt werden, die bisher kaum erfasst werden konnten. Etwa Probleme in der Kommunikation oder mangelnde Abstimmung zwischen den Professionen. Schließlich seien Patienten diejenigen, die den gesamten Behandlungsprozess durchlaufen.
Quelle: Pressekonferenz – vdek