Ärztebefragung Total miese Stimmung
Gefragt wird z.B. danach, ob Personalmangel besteht und ob dieser zu Einschränkungen in der Patientenversorgung führt. Was erwarten die Ärzte von der Zukunft? Mit diesem Stimmungsbild werden sich Zi und KBV an Öffentlichkeit und Politik wenden.
Was bei der Umfrage herauskommen wird, lässt sich leicht erahnen. Denn die KV Saarland hat bereits in diesem Jahr die Stimmung bei den Ärzten abgefragt – und mehrheitlich düstere Antworten erhalten.
Angestellte sehen weniger schwarz als Selbstständige
Während in früheren Umfragen die Zufriedenheit mit dem eigenen ärztlichen Wirken für positive Schwingungen sorgte, ist jetzt die Stimmung im Keller – und das liegt an den schlechter gewordenen Rahmenbedingungen, lesen die KV-Verantwortlichen aus den Freitextantworten und Bewertungen der Kollegen (n = 544) heraus.
Ob Praxisbudgets, Nachfolgersuche, Digitalisierung oder Zufriedenheit mit der Politik – der Daumen geht nach unten. Fast durchweg lautet die Bewertung im Schnitt „mangelhaft“. Da unterscheiden sich die Hausärzte nicht von den Fachärzten. Etwas positiver drauf als die Selbstständigen sind die angestellten Ärzte. Der Trend zur Anstellung wird anhalten, ist man bei der KV überzeugt, doch das werde den Einsatz der Selbstständigen, die aussteigen, nicht kompensieren. Heute seien 20 % der saarländischen Hausärzte älter als 65 Jahre, in fünf Jahren werden es 40 % sein. Viele werden ohne Ersatz aufhören. Schon jetzt ist jeder sechste Hausarztsitz unbesetzt.
Leistungseinschränkungen werden von Funktionären gerne als Drohkulisse aufgebaut, um auf den Umfang unbezahlter Arbeit aufmerksam zu machen (im Saarland sind das laut KV jährlich 10 Mio. Euro bei Haus- und 30 Mio. Euro bei Fachärzten). Es gibt aber auch bereits Einschränkungen wegen Personalmangels, sagt Dr. Thomas Stolz, der für den Ausschuss Politik und Kommunikation die Umfrage vorstellte. Der Völklinger Gastroenterologe verweist auf seine Praxis. Er selbst habe noch freie Kapazitäten, doch ohne zusätzliche Assistenz seien keine weiteren Koloskopien machbar – weshalb Patienten bis zu einem halben Jahr warten müssen.
Die schlechte Stimmung findet Dr. Stolz sehr bedenklich. Diese sei kein innerärztliches Problem mehr, sondern ein gesellschaftliches. „Ein unzufriedener, frustrierter Arzt ist kein guter Arzt.“