Totenblasse Leser: Plastischer Chirurg fesselt mit einem blutigen Thriller
Wie gelingt es, heute noch notorische Krimileser mit dem Thema Serienkiller zu fesseln? Keine Ahnung, aber fest steht: Dr. Frederic Hecker kann es.
Der Chirurg aus Hannover ist nicht der erste Mediziner der sich im Thrillergenre tummelt, aber sein Werk schafft es wirklich von der ersten Seite an, den Leser in den Bann zu ziehen. Und er hält die Spannung über die gesamten rund 600 Seiten, auch das keine Selbstverständlichkeit.
In Frankfurt treibt eine Frauenleiche voller merkwürdiger Wunden im Main. Sie wird als junge Ärztin aus der Uniklinik identifiziert. Die Obduktion weckt den Verdacht, dass ein Profi am Werk war, sprich, es sich um einen Serientäter handeln könnte. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis Hauptkommissar Joachim Fuchs und seine neue Kollegin Lara Schuhmann, ausgebildete Fallanalystin, vor der nächsten Leiche stehen. Auf der Jagd nach dem Killer arbeiten die beiden nicht immer Hand in Hand und verstricken sich unabhängig voneinander auch noch privat in Probleme. Diese Nebenstränge tun der Spannung aber keinen Abbruch, sondern bieten dem Leser die Gelegenheit, mal kurz durchzuatmen, ehe die Geschichte rasant weitergeht. Für Thrillerfans ein Muss!
Fragen an Dr. Hecker:
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Dr. Hecker: Ich habe schon immer lieber geschrieben als geredet. Mit Anfang 20 begann ich dann, eine erste Geschichte mit autobiographischen Zügen aufzuschreiben, die aber in der Schublade verschwand – wo sie heute noch liegt. Später entdeckte ich meine Leidenschaft für Krimis und habe sie regelrecht verschlungen. Ich bekam Lust, selbst einen zu verfassen, las zunächst Bücher über das Schreiben und entschloss mich schließlich, die Romanwerkstatt in der Schule des Schreibens zu besuchen.
Fiel da schon der Startschuss zu „Totenblass“?
Dr. Hecker: Letztlich entstand „Totenblass“ bereits in groben Zügen in den drei Jahren, in denen die Romanwerkstatt lief. Das hatte für mich den Vorteil, dass immer wieder ein Profi über einzelne Kapitel gelesen und Verbesserungsvorschläge gemacht hat, praktisch ein Vorab-Lektorat.
Wie lange haben Sie für „Totenblass“ gebraucht?
Dr. Hecker: Ich habe insgesamt etwa fünf Jahre daran gesessen, in dieser Zeit aber auch längere Pausen für meine Facharztprüfungen gemacht. Netto, würde ich sagen, vier Jahre.
War es leicht, dann direkt einen Verlag zu finden?
Dr. Hecker: Nachdem die erste Agentur, die ich gebeten habe, mich zu vertreten, nicht reagiert hat, schrieb ich im zweiten Anlauf drei andere Agenturen an. Diesmal gab es von allen dreien eine positive Antwort und mit deren Hilfe hat es dann schließlich bei Blanvalet geklappt.
Sie arbeiten bereits an einem zweiten Band, wo nehmen Sie die Anregungen her?
Dr. Hecker: Die entspringen überwiegend meiner Phantasie. Meistens fällt mir spontan eine Idee ein, z.B. beim Autofahren. Dann mach ich mir schnellstmöglich eine Notiz ins Handy, bevor mir der Gedanke wieder entwischt.
Wäre das Schreiben eine komplette Alternative zum Arztberuf oder anders gefragt: Was macht mehr Spaß?
Dr. Hecker: Mir macht beides viel Spaß, wobei das Schreiben am zweiten Band jetzt sehr viel anstrengender ist, weil ich den Druck eines Abgabetermins habe. Ganz aus dem Arztberuf auszusteigen, kann ich mir zur Zeit nicht vorstellen. Vielleicht kommt es irgendwann so weit, dass ich die Arbeitszeit runterfahre, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben, oder ich gehe früher in Rente. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Dr. Frederic Hecker hat Medizin in Frankfurt studiert, machte dann die Facharztausbildungen zum Chirurgen und Plastischen Chirurgen und ist heute als Ästhetisch-Plastischer Chirurg in einer Gemeinschaftspraxis in Hannover niedergelassen.