Fokus, Mut, Flexibilität, Kollegialität Was bringt medizinische Karrieren wirklich voran?

Gesundheitspolitik Autor: Anouschka Wasner

„Du kannst den Wind nicht ändern, aber du kannst die Segel anders setzen.“ „Du kannst den Wind nicht ändern, aber du kannst die Segel anders setzen.“ © deagreez - stock.adobe.com

Je zwei Professorinnen und Professoren erzählen von ihrem Karriereweg: Welche Lebenseinstellungen und welche vielleicht ungewöhnlichen Entscheidungen haben ihnen geholfen, Ihr Ziel zu erreichen? In jeder Geschichte verbirgt sich ein Ratschlag für Nachkommende – auch da, wo es um die Punktionskomplikation geht. 

Von den klassischen Karrieretipps für Medizinerinnen und Mediziner wie Netzwerken und Auslandsaufenthalte hat jeder schon mal gehört. Es gibt aber auch Tipps, die lassen sich nicht so leicht in Substantive fassen. Tipps, die aus der Erfahrung erwachsen sind und deren Bedeutung man oft erst über die persönliche Geschichte dahinter wirklich erfassen kann. 

Die Gästeliste unserer Podcastfolge zu diesem Thema ist relativ lang – und ganz schön renommiert. Gemeinsam ist den Professores ihr Facharzttitel für Innere Medizin, dass sie sich in der DGIM, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, in der Kommission zur Wissenschafts- und Nachwuchsförderung engagieren und dass sie von ihren persönlichen Erfahrungen auf ihrem Karriereweg erzählen wollen. Welcher Ratschlag hat wirklich geholfen? Welche innere Einstellung hat sich bewährt auf dem Karriereweg? 

„Nutze Chancen, die sich dir bieten!“ Dieser Leitspruch hat zum Beispiel Prof. Dr. Christine Espinola-Klein von der Universitätsmedizin Mainz auf den „richtigen“ Karriereweg gebracht. „Ich hatte ursprünglich einen ganz anderen Karriereplan“, erzählt sie. Sie habe nie die Idee gehabt, in der Angiologie zu landen. 

„Ich bin sozusagen durch die Punktionskomplikation in der Leiste zur Angiologie gerutscht.“ Und das zeige, dass man manchmal den Weg, den man für sich selbst gewählt hat, nicht bis zum Ende gehen muss. Stattdessen ist es wichtig, Chancen, die sich bieten, zu erkennen, so die Professorin, der als stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission zur Wissenschafts- und Nachwuchsförderung der DGIM die Förderung junger Medizinerinnen und Mediziner besonders am Herzen liegt.

Prof. Dr. Samuel Sossalla vom Universitätsklinikum Gießen und der Kerkhoff-Klinik Bad Nauheim hebt die Bedeutung eines positiven Umgangs mit Konkurrenz hervor. Für ihn ist klar: „Wer in Konkurrenz geht, verschließt sich Tore.“ Statt andere als Widersacher zu betrachten, plädiert er für Zusammenarbeit: „Bei Forschungsprojekten großzügig zu sein und Kolleginnen und Kollegen einzubinden oder sich mit ihnen über Erfolge zu freuen – das zahlt sich langfristig aus und macht auch mehr Spaß.“

Der frühe Vogel fängt den Exzellenzstempel

Prof. Dr. Marc-Steffen Raab vom Universitätsklinikum Heidelberg hat nichts an seiner eigenen Karriere auszusetzen. Zurückblickend wünscht er sich trotzdem, er hätte einen Rat früher beherzigt: „Fokus, Fokus, Fokus.“ Denn besonders für eine akademische Karriere sei es entscheidend, sich zu Beginn auf ein Spezialgebiet zu konzentrieren, um sich in diesem Bereich schnell Sichtbarkeit und Anerkennung zu verschaffen. „Natürlich ist es verlockend, sich in viele Themen einzuarbeiten,“ sagt er. Aber wer „sehr schnell und sehr frühzeitig den Exzellenzstempel auf eine Fragestellung in einem Themengebiet hat“, komme entsprechend schneller voran als jene, die relativ frühzeitig „diesen sehr starken Fokus weniger ausgeprägt gelebt haben“.

Eine etwas außergewöhnliche Geschichte erzählt Prof. Dr. Bimba Hoyer, Professorin an der Christian-Albrechts-Universität Kiel und Fliegerärztin am Deutschen Institut für Luft und Raumfahrt. Sie hat einen sicheren Job als W3-Professorin aufgegeben, um einen Jugendtraum zu verwirklichen, erzählt sie, als sie nach Jahren in der klassischen Inneren Medizin zum Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt gewechselt ist.

„Es war ein mutiger Schritt“, sagt Prof. Hoyer. Und er sei von einigen nicht verstanden worden. Doch sie habe damals gelernt, dass es wichtig ist, sich immer wieder zu fragen, ob der aktuelle Weg noch zu einem passt. Ihr Ratschlag: „Du kannst den Wind nicht ändern, aber du kannst die Segel anders setzen.“

Was die Erzählungen der Professores von ihrem jeweils eigenen Weg zeigen, ist auch, dass es keinen universellen Karriereweg gibt. Eines scheint aber Allgemeingültigkeit zu haben. „Unterm Strich muss es Spaß machen“, wie es Prof. Sossalla formuliert.

Wenn Sie wissen wollen, welche Lebensgeschichten hinter den Ratschlägen unserer Gesprächspartnerinnen und -partnern stecken und bis zu welchen Punkten die Empfehlungen von allen Gästen geteilt werden, dann hören Sie unbedingt rein in unsere neue Podcastfolge! Und: Leiten Sie den Podcast-Link weiter an nachkommende Medizinerinnen und Mediziner, die Sie kennen. Diese können vielleicht für sich den einen entscheidenden Tipp aus den Erzählungen mitnehmen.

Mehr zum O-Ton Innere Medizin

O-Ton Innere Medizin ist der Podcast für Internist:innen. So vielfältig wie das Fach sind auch die Inhalte. Die Episoden erscheinen alle 14 Tage donnerstags auf den gängigen Podcast-Plattformen.